Von Ben Norton und Max Blumenthal – 9. Juni 2021.
Netzfund: https://thegrayzone.com/2021/06/09/washington-positioning-syrian-al-qaeda-mohammad-jolani-asset/
Eine Sondersendung von PBS Frontline ist das jüngste Mittel einer PR-Kampagne, die darauf abzielt, die neu aufgestellte syrische Al-Kaida HTS zu legitimieren und ihren Anführer Mohammad Jolani als kompetente amerikanische „Einheit“ zu vermarkten.
Im März 2021 jährte sich der westliche Regimewechselkrieg in Syrien zum zehnten Mal. Und nach einem Jahrzehnt zermürbender Konflikte versucht Washington immer noch, seine langjährige Beziehung zu den salafistisch-dschihadistischen Militanten, die gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad kämpfen, auszubauen.
Die nordwestliche Provinz Idlib steht unter der Kontrolle einer selbsternannten „Syrischen Heilsregierung“, die von einer umbenannten Version des syrischen Al-Kaida-Ablegers angeführt und vom NATO-Mitgliedsstaat Türkei militärisch geschützt wird. Mächtige Elemente von Brüssel bis Washington arbeiten an der Legitimität ihres Führers.
Diesen Juni strahlte PBS Frontline eine Sondersendung mit dem Titel „Der Dschihadist“ aus , in der es ein Interview mit Abu Mohammad al-Jolani gab, dem De-facto-Präsidenten der „Syrischen Heilsregierung“ und Gründer des syrischen Zweigs von al-Qaida, der ursprünglich Jabhat al-Nusra hieß und heute in Hay-at Tahrir al-Sham oder HTS umbenannt ist.
Nachdem er seine Kampfmontur gegen einen frisch gebügelten Anzug eingetauscht hatte, bot sich Jolani die einst undenkbare Gelegenheit, sich einem westlichen Publikum zu präsentieren und zu versprechen, dass seine Truppen keine Bedrohung für das amerikanische Heimatland darstellten, da sie sich lediglich darauf konzentrierten, Krieg gegen die „loyalistische“ Bevölkerung Syriens zu führen.
Der PBS-Korrespondent, der das Interview führte, Martin Smith, war zuvor schon 2015 in einer PBS-Sondersendung mit dem Titel „ Inside Assad’s Syria “ zu sehen, die dem US-Publikum einen seltenen und relativ objektiven Einblick in das Leben auf dem von der syrischen Regierung kontrollierten Gebiet bot, als von der NATO und den Golfmonarchien unterstützte Aufständische die Bevölkerung einkesselten und terrorisierten.
Ob er es nun wusste oder nicht, als Smith im März dieses Jahres nach Syrien zurückkehrte, um Jolani zu treffen, war er auf mehr als nur einer journalistischen Exkursion. Ein Netzwerk von Thinktanks und Außenpolitik-Veteranen aus dem Beltway-Gebiet war gleichzeitig dabei, Jolani und seine militante Gruppierung HTS von der Liste der als terroristisch eingestuften Gruppen des US-Außenministeriums zu streichen.
Dies würde seiner De-facto-Regierung in Idlib die Tür zur internationalen Anerkennung öffnen. Die Befürworter eines Regimewechsels betrachten die Stadt als wichtiges Druckmittel gegenüber Damaskus und als humanitäres Lager für die Millionen von Flüchtlingen, die dort schmachten.
Im Gegenzug würde die gewagte PR-Kampagne einen Zweig der Organisation, die für die Anschläge vom 11. September 2001 auf die Vereinigten Staaten verantwortlich ist, zu einem De-facto-Vermögenswert der USA machen.
Die Kampagne zur Normalisierung der Beziehungen zu Jolani wurde öffentlich von der International Crisis Group initiiert, einem in Brüssel ansässigen Thinktank mit engen Verbindungen zur Biden-Regierung und zur NATO. Zum Zeitpunkt von Smiths Interview hatten Aktivisten eines Netzwerks von pro-israelischen, aus der Golfregion finanzierten Thinktanks bereits Jahre damit verbracht, in aller Stille dafür zu werben, dass Washington den syrischen Ableger von al-Qaida unterstützt. Und es gelang ihnen, Waffenlieferungen der CIA an einige ihrer Verbündeten auf dem Schlachtfeld zu sichern.
James Jeffrey, ein ehemaliger hochrangiger US-Diplomat, der für die Syrienpolitik zuständig ist und den Smith für den Bericht interviewte, gab bekannt, dass die Kommunikation Washingtons mit der syrischen Al-Kaida über sympathisierende Journalisten, NGO-Mitarbeiter und Experten von Think Tanks erfolgte.
Jeffrey erklärte, dass die US-Regierung „sobald möglich, indirekte Kanäle zu ihnen [Jabhat al-Nusra] geöffnet und Außenminister [Mike] Pompeo darüber und über unsere Erkenntnisse auf dem Laufenden gehalten hat.“
Diese indirekten Kanäle „liefen über Leute aus den Medien und aus der Welt der Nichtregierungsorganisationen, die direkte Kontakte zu ihnen [der syrischen Al-Kaida] hatten. Und diese Leute teilten uns ihre Ansichten mit und fragten uns, ob wir ihnen etwas zu sagen hätten“, erklärte Jeffrey.
Obwohl einige der an dieser koordinierten Lobbyarbeit beteiligten Personen in Smiths Bericht für PBS Frontline auftauchten, wurden sie den Zuschauern als leidenschaftslose Analysten oder ehemalige Beamte ohne Hintergedanken präsentiert.
Die landesweit ausgestrahlte Sondersendung des Senders PBS wurde als harte Nachricht präsentiert, war jedoch von einer der heimtückischsten PR-Kampagnen der jüngeren Geschichte geprägt. Sie war ein wirksames Mittel zur Rehabilitierung eines Dschihadistenführers und zur Fortsetzung des Jahrzehnte andauernden schmutzigen Krieges gegen Syrien.
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Wer in Syrien welche Interessen hat
Assad wurde gestürzt
Von Anti-Spiegel – 8. Dezember 2024.
Netzfund: https://anti-spiegel.ru/2024/wer-in-syrien-welche-interessen-hat/
In einem Überraschungsangriff haben Nachfolgeorganisationen von Al-Qaida und dem IS die syrische Armee in nur etwa 10 Tagen überrannt und die Kontrolle über Syrien übernommen. Wer hat in dem Land welche Interessen?
Die geopolitische Interessenlage ist in Syrien so komplex, wie wohl nur an wenigen Orten der Welt. Das zeigte sich nun bei dem Blitzkrieg, in dem die syrischen Nachfolgeorganisationen von Al-Qaida und dem IS – also Islamisten, die von westlichen Medien und Politikern gerne als „Rebellen“ oder „syrische Opposition“ bezeichnet werden – die syrische Armee in nur etwa zehn Tagen überrannt und die Macht in Syrien übernommen haben, denn dieser Blitzkrieg wäre ohne Unterstützung aus dem Ausland nicht möglich gewesen.
Auch Länder, die eigentlich Gegner sind, haben dabei entweder koordiniert zusammen gegen die syrische Regierung gearbeitet, weshalb es interessant ist, sich die Interessen der beteiligten Länder anzuschauen.
USA
Die USA haben das generelle Interesse, ihre Macht im Nahen Osten zu erhalten, weshalb sie seit dem sogenannten arabischen Frühling versuchen, Assad zu stürzen. Assad war den USA aus mehreren Gründen ein Dorn im Auge: Erstens war er ein Verbündeter des Iran, den die USA im Nahen Osten zum Feind Nummer 1 erklärt haben und zweitens beherbergte Syrien seit Jahrzehnten den einzigen russischen Marinestützpunkt im Mittelmeer, den die USA loswerden wollen, seit er eröffnet wurde. Hinzu kommt, dass ein Bruch Syriens mit dem Iran nach dem Sturz von Assad es dem Iran wesentlich schwerer machen würde, seine Verbündeten Hisbollah und Hamas gegen Israel zu unterstützen.
Als der sogenannte arabische Frühling begann, ging es auch noch um eine geplante Gaspipeline vom persischen Golf nach Europa, mit der die USA Russland schwächen wollten, indem arabisches Erdgas russischem Erdgas in Europa Konkurrenz machen sollte. Assad hatte den Bau der Pipeline durch sein Land verweigert, weil er ein Verbündeter Russlands war. Aber das Thema ist heute nicht mehr aktuell, nachdem die USA es geschafft haben, Russland weitgehend vom europäischen Gasmarkt zu verdrängen und die USA selbst dort ihr Flüssiggas verkaufen.
Um Assad zu stürzen, haben die USA damals die CIA-Operation „Timber Sycamore“ gestartet (Details dazu finden Sie hier), mit der Islamisten außerhalb Syriens bewaffnet wurden, um Assad gegen Assad zu kämpfen. Deutsche Medien haben darüber nie berichtet, sie erzählen stattdessen bis heute das Märchen von einem Volksaufstand gegen Assad, der sich angeblich zum syrischen Bürgerkrieg ausgewachsen haben soll. Im Spiegel beispielsweise gibt es nicht einen Artikel darüber, wer im Spiegel-Archiv nach „Timber Sycamore“ sucht findet 0 (in Worten Null) Artikel.
Die USA halten seit Jahren völkerrechtswidrig Teile Ostsyriens besetzt und begründen das mit der angeblichen Notwendigkeit, die dortigen Kurden zu verteidigen. In Wahrheit geht es den USA darum, die dortigen syrischen Ölquellen zu plündern und das Öl mit LKW über den Irak auszuführen. Wer das Öl kauft und wohin das Geld aus den Ölverkäufen geht, kann man nur raten, aber vermutlich geht zumindest ein Teil des Geldes in schwarze Kassen der CIA, mit denen die US-Geheimdienste Operationen durchführen können, ohne darüber im US-Parlament Rechenschaft ablegen zu müssen. So etwas hat die CIA immer wieder getan, weshalb das die naheliegendste Erklärung ist.
Die Kurden in Ostsyrien sind ein Ableger der PKK, die nicht nur in der Türkei, sondern in den meisten Staaten der Welt (darunter auch Deutschland, die EU, die NATO etc.) als Terrororganisation eingestuft ist. Das jedoch erwähnen westliche Medien nie, denn wenn sie über die US-Truppen in Syrien berichten – natürlich ohne zu erwähnen, dass die USA völkerrechtswidrig Teile Syriens besetzen -, dann wird der westlichen Öffentlichkeit erzählt, die USA würden – ganz selbstlos natürlich – die Kurden vor Erdogan und Assad schützen.
Die USA haben seit Jahrzehnten eine Tradition der Unterstützung islamistischer Terroristen, angefangen von der Unterstützung der afghanischen Mudschahidin gegen die Sowjetunion, aus denen dann die Taliban und Al-Qaida wurden. Auch wenn die USA Al-Qaida als Terrororganisation einstufen, arbeiten sie trotzdem immer wieder mit Al-Qaida zusammen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die USA in Syrien ihr Ziel erreicht haben. Assad ist gestürzt und der russische Marinestützpunkt in dem Land dürfte bald Geschichte sein. Inwieweit die USA den Blitzkrieg der islamistischen Terroristen unterstützt haben, werden wir wohl nicht so bald erfahren, aber dass sie ihn unterstützt haben, steht außer Frage.
Zum Einen haben sich die von den USA unterstützten Kurden an dem Blitzkrieg der Islamisten beteiligt und die USA haben die Kurden laut Medienberichten mit Luftangriffen unterstützt, zum anderen wurde gemeldet, dass die Islamisten von ukrainischen Spezialeinheiten in modernen Kampftechniken ausgebildet wurden. Das passt ins Bild, denn die Ukraine bildet auch in der Sahelzone im Auftrag westlicher Länder Islamisten aus, um dort gegen Regierungen zu kämpfen, die dem Westen gegenüber ungehorsam sind.
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