„Wir sind viele“ – Demotour für Grundrechte und Menschlichkeit.
(Verantwortlich: Redaktion)
Aufrufende Gruppen: Straßenaufklärung Treptow, Karlshorst steht auf, Berliner Kommunarden, Freedom Parade, Anwälte für Aufklärung, Mutigmacher e. V., PanCoronale Picknicker, Querdenken 30, Freie Linke & Freiheitsboten
Wie so oft hatte auch an diesem Demo-Samstag das Wetter ein Einsehen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, und trotz dunkler Wolken am Himmel blieb es trocken und war nicht allzu kalt. Am 10. April sollte es ab halb drei mit flotter Musik (Capt. Future) und guter Laune durch Spandau gehen, einem Berliner Bezirk mit hohem Migrationsanteil und vielen Menschen in prekären Lebensverhältnissen. Doch auch an diesem Tag war, wie so oft, die Polizei nicht wirklich auf eine gute Zusammenarbeit aus (bis auf wenige Ausnahmen), sondern machte von Anfang an durch recht ruppige Attestkontrollen der Demonstrierenden klar, dass diese Demonstration nicht gewollt ist und möglichst vielfältig behindert, wenn nicht sogar unterbunden werden soll.
Mehrfach wiederholte die Exekutive ihre altbekannte Durchsage und Aufforderung, die Abstände einzuhalten und eine Mundnasenbedeckung zu tragen, obwohl zwischen den Demonstrierenden viel Freiraum eingehalten wurde und sich kaum Menschen ohne Masken auf dem Platz befanden. Auf den zahlreichen im Netz zur Verfügung stehenden Videos kann dies unschwer überprüft werden. Während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiter auf die Erlaubnis, loslaufen zu dürfen, warten mussten und sich die Menge immer weiter auseinanderbewegte, um NOCH mehr Platz zu schaffen, wurde Capt. Future wegen Verstoßes gegen die Maskenpflicht – zum wiederholten Male – sehr barsch zur Personenkontrolle abgeführt, obwohl die Polizei inzwischen genau weiß, dass er im Besitz eines gültigen Attests und vom Tragen einer Maske befreit ist.
Nachdem die Menge inzwischen mehr als anderthalb Stunden davon abgehalten wurde loszugehen, riss dann doch bei einigen Demonstranten der Geduldsfaden, und viele Menschen begaben sich einfach auf die Straße, um so ihrem Recht auf Demonstrationsfreiheit mehr Ausdruck zu verleihen. Schnell bildete sich hier ein Polizeikessel, der ein Loslaufen unmöglich machte. Doch auch hier führte das martialische Auftreten der Polizei nicht zu der provozierten Eskalation, sondern ganz im Gegenteil: Von der aufgezogenen Polizeimacht unbeeindruckt fingen die Menschen dort auf der Straße voller Freue und Lebenslust an, zu „Danser Encore“, der neuen Hymne der Widerstandsbewegung, zu tanzen. Dies war ein Moment, der alle, die dabei waren, zutiefst bewegt und mit Freude erfüllt hat.
Nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit entschloss sich die Polizei dann doch noch zur Freigabe der Demonstration, und um halb fünf, mit zwei Stunden Verspätung, startete schließlich der Demonstrationszug und zog für die nächsten beiden Stunden mit etwa 1000 Menschen durch den Spandauer Kiez, begleitet von viel Musik und Redebeiträgen in deutscher und türkischer Sprache. Von den Passanten, Ladenbesitzern und Anwohnern am Rande erntete der Demonstrationszug fast nur positive Stimmungsbekundungen, Kinder liefen auf dem Gehweg mit, Hände wurden gehoben, es wurde geklatscht und gewunken.
Leider kam es trotz der guten Stimmung immer wieder zu unschönen Einsätzen der den Zug begleitenden Eingreiftrupps der Polizei, die regelmäßig einzelne Personen aus dem Zug holten und recht ruppig auf ihre Maskenbefreiung kontrollierten, darunter auch erneut und zum wiederholten Male Capt. Future. Alle diese Einschüchterungsversuche blieben jedoch erfolglos und taten der guten Stimmung keinen Abbruch. Nach etwas mehr als zwei Stunden kehrte die Demonstration zu ihrem Ausgangspunkt und der Abschlusskundgebung am Rathaus Spandau zurück. Doch auch hier konnte sich die Polizei wieder nicht zurückhalten und fing erneut an, sehr grob Demonstrationsteilnehmer aus der Menge herauszuführen und deren Atteste zu kontrollieren bzw. die Personalien festzustellen; wie immer völlig unangemessen und total überflüssig. Im Nachhinein war diese Demonstration jedoch erneut – einerseits aufgrund der zahlreichen und absolut friedlich gebliebenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer und andererseits wegen des fast ausschließlich positiven Echos aus der dort lebenden Bevölkerung – ein voller Erfolg für die Bewegung und hinterlässt bei allen, die dabei waren, ein gutes Gefühl und Vorfreude auf die nächsten Demonstrationen.