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1. Mai 2024 Berlin

    – Freie Linke rockt mit Freunden zum „Tag der Arbeit“ die Party- und Touristenmeile im Treptower Park

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    Fotos: Geraldien – Text: Bernd & Uwe.

    Zum vierten Mal in Folge lud auch in diesem Jahr die Freie Linke Berlin wieder alle wahren Demokraten und Linken zu einer Demonstration mit Kundgebung ein. Dieses Mal ging es über die Wege zwischen Schiffsanleger und den Party-Wiesen des Treptower Parks. Unseren Aufruf unterstützten die Berliner Kommunarden, die Anarchistisch libertäre Freie Linke, dieBasis, Wir sind viele und die Freedom Parade.

    Und sicher fragte sich im Park so mancher Ausflügler, was macht denn eine 1. Mai-Demo im Treptower Park? Doch der Ort war gut gewählt. Selbst Skeptiker überzeugte das Resultat, denn viele Passanten blieben auf ihrem Weg Richtung Ausflugsdampfer und Spree unweit der Bühne stehen und hörten eine Weile interessiert den Reden und Musikbeiträgen zu. Die anschließende Demonstration durch den „Partypark“, vorbei an tausenden junger feiernder Menschen, erfreute sich nicht nur überraschter Blicke, sondern auch eines regen Interesses. „FRIEDEN JETZT! OHNE WAFFEN!“ war die Losung an unserer Demospitze und die von uns präsentierten Friedensfahnen und Forderungen nach Frieden weltweit, nach Freiheit und einem Ende der WHO-Diktatur traf auf vielfachen Zuspruch. Wir wollen Frieden für die Ukraine und für Palästina und verlangen einen sofortigen Stopp der Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, so lauteten unsere skandierten Sprechchöre.

    Auf unseren zwei Kundgebungen vor und nach der Demo erwartete die Zuhörer ein Mix aus Reden und Kunst.

    Wolfgang Effenberger, als Autor und ehemaliger Pionierhauptmann, legte aus mehreren Dokumenten den geostrategischen Plan der USA frei, der für ihren globalen Machterhalt die Völker in Kriege stürzt. Er zeigte die fahrlässige Ukrainepolitik des Kanzlers anhand des Sicherheitsabkommens und kritisierte scharf sowie ironisch die Unterstützung dieser Politik durch den DGB. Er wies auf den Zusammenhang zwischen der Zerstörung der Demokratie in der Coronapolitik und der heutigen Disziplinierung der Bürger mit den Mitteln von Spaltung und Kriegspropaganda hin. Sein Resümee war, nach Jahrzehnten des Sozialabbaus und schamloser Bereicherung bleibt dem Weltkapitalismus nur noch die Rettung im Krieg und der brutalen Unterwerfung der Arbeitenden. Allerdings empfahl Effenberger dem Publikum eine Reform von UNO, IWF und WHO um sie in, von uns kontrollierte Weltaufsichtsräte zu wandeln. Als Linke bleibt hier jedoch die Frage im Raum stehen, ob solche Machtinstrumente nicht komplett aufgelöst und durch dezentrale basisdemokratische ersetzt werden müssten.

    Das Duo Wahre Satire zeigte in einem Sketch, gespickt mit Politikerzitaten der letzten Monate, wie absurd und menschenverachtend die aktuelle Politikerelite regiert.

    Ghassan Abusamra, Vorsitzender der palästinensischen Gemeinde in Berlin, sprach von sechzehntausend Demonstrationen in der EU für einen Frieden in Palästina. Wenn ich für die Ukraine und die Fortsetzung des Krieges dort demonstriere, werde ich von der Polizei geschützt, stellte es fest. Anders, wenn man für ein Ende des Krieges in Palästina auf die Straße geht. Dann wird man von der Polizei geschlagen und getreten. Wo ist die Meinungsfreiheit, wo die Demokratie, fragte Ghassan? Er erzählte von den brutalen Folgen für die Menschen in Gaza und auch seiner Familie aufgrund der Beteiligung Deutschlands an Israels Krieg. Er skandalisierte die Doppelmoral der deutschen Kriegspropaganda. Warum Handeln die Politiker so? Sie wollen Karriere, haben aber keine Ehre, so Ghassan weiter. Die Ehre haben wir und wenn wir zusammenhalten kriegen sie uns nicht klein!

    Anneliese Fikentscher zog viele Parallelen zum Kampf um politische Rechte und Menschenrechte in den zurückliegenden Jahrzehnten, die sie und ihr Verein Arbeiterfotografie dokumentiert haben. Dabei nahm sie Bezug auf die Partei dieBasis und ihr Engagement für Frieden und den Erhalt der Demokratie.

    Bert Kartesas von der Freien Linken Berlin zeigte das globale Elend gegenüber dem konzentrierten Kapital und erzählte am Beispiel von Tesla vom spalterischen Druck auf die die Lohnabhängigen zum Zweck der Profitmaximierung. Er sprach über den Widerstand in den Belegschaften und an der Basis der verschiedenen Gewerkschaften. Angesichts des eskalierenden Widerspruchs von globaler Verelendung, verschärfter Ausbeutung und Unterwerfung überall und der Machtkonzentration des Kapitals für Unterdrückung und Krieg gäbe es nur eine Lösung, so Bernd. Die Lohnabhängigen müssen die Bourgeoisie und den Kapitalismus auflösen!

    Hans Luther von den Berliner Kommunarden zeigte anhand des Geldverfalls, wie sich die Eliten an der Armut weiter schamlos bereichern. Die Inflation benannte er als ein ökonomisches Mittel der Herrschenden, die Krise zum Zwecke der Profitmaximierung auf die Bevölkerung abzuwälzen. Hans endete mit dem Mutmacher: „Worin unsere Stärke besteht, beim Hungern und beim Essen – die Solidarität!“

    Michael Hagbarth erinnerte angesichts der ungebremsten Kriegsvorbereitungen durch die NATO-Staaten an das Schicksal von Reichpietsch und Köbis, die 1914 freiwillig in den Ersten Weltkrieg zogen, um nach vier Jahren Kriegserfahrung die Novemberrevolution mit ihrem Widerstand vorzubereiten. Wir können und sollen der historischen Erfahrung der Menschen vertrauen. Die Wahrheit kann nicht ewig unterdrückt werden, so Michael in seinem Resümee.

    Zwischen den Redebeiträgen hörten wir Jens Fischer-Rodrian mit seiner konzertant-rockigen Gitarre und den scharf-präzisen Texten, wie z. B. in seinem Lied „Niemals auf die Knie!“

    Robert und Bertram von der Berliner Freien Linken rezitierten beeindruckend zwei Gedichte von Kaleko und Brecht aus weit zurückliegender und doch so gleicher Zeit.

    Viplatschil sang seine scharf-satirischen Lieder gegen Ideologieeinpeitscher und Überwachung („Algorithmen-Lied“). Lieder, die mit ihrem Witz und ihrer Treffsicherheit den Zuhörer seine Ohren spitzen und mit Sätzen wie, „Kunstfreiheit gilt nur für den, der sich nicht selbst befreit und Herrscherärschen seine Zunge leiht“, aufhorchen lässt.

    Zum Abschluss konnten die Zuschauer noch einer Corona-Virus-Austreibung beiwohnen, bei der der von Matt dargestellte Exorzist deutlich die Züge der hysterischen Corona-Politiker erkennen ließ.

    Wie geplant ging unsere Veranstaltung mit etwas Partymusik von Captain Future zu Ende, trotz mehrfachen Interventionsversuchen der anwesenden Polizei.

    Bei prachtvollstem Maiwetter waren dem Aufruf zum diesjährigen 1. Mai der Freien Linken aber leider nur knapp 200 Menschen gefolgt und es müssen an dieser Stelle die Fragen erlaubt sein, warum, trotz anhaltend prekärer Weltlage und weiterer Verschlechterung der sozialen Situation, inzwischen nur noch wenige Menschen für Frieden und den Erhalt der Freiheit zu mobilisieren sind, während sich fast zeitgleich Zehntausende für, von den Regierungsparteien ausgegebene Losungen „Gegen Rechts“ oder „Die Rettung der Demokratie“, in einer Art Ausgrenzungs- und Wahlaufbesserungsveranstaltung instrumentalisieren lassen. Ist der Kampf für Menschenrechte, für Freiheit und Frieden für viele so unbedeutend geworden? Wird man erst inmitten der eigenen Katastrophe bereit sein, das heimische Sofa zu verlassen? Was läuft falsch im Widerstand? Fragen, die es in den kommenden Monaten zu beantworten gilt, wollen wir als Linke nicht den Rechten das Feld der Opposition alleine überlassen.

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