Ein Erfahrungsbericht von der „Stopp Air Defender 23“ Demo und dem „Tag der Bundeswehr“ in Brandenburg an der Havel am 17. Juni 2023
Text Dirkson / Fotos Geraldine.
Das Bündnis für Frieden hatte zu einer Protestkundgebung gegen den um sich greifenden militaristischen Wahnsinn aufgerufen und die Freie Linke war mit dabei.
Kaum in Brandenburg angekommen offenbarte sich uns auf dem Weg zum Kundgebungsort das Dilemma unserer Zeit. Die Herrschenden rüsten zum Krieg und zu viele schlucken ihre Lügen und falschen Versprechungen. Schon auf dem Weg vom Parkplatz zur Demo mussten wir am Areal der Bundeswehr vorbei, wo der „Tag der Bundeswehr 2023“ begangen wurde. Die Heeresleitung hatte allerlei todbringendes Gerät für das aus unserer Sicht viel zu zahlreiche Publikum aufgefahren.
Wie viele Warnschüsse brauchen deutsche Eltern? Hier bekommt „Helikoptermutter“ eine ganz andere Bedeutung, nämlich für Mütter, die mit ihren Kindern Schlange stehen, um mal einen Luftwaffen-Hubschrauber aus der Nähe zu sehen oder gar mit den Kleinen im Inneren Platz zu nehmen.
„Können wir Krieg? – Bundeswehr in der Zeitenwende“ titelte schon Das Erste in einem Beitrag. Nun, das zukünftige Kanonenfutter wird bereits gesucht.
„Die Truppe lädt deutschlandweit an zehn Standorten zum Tag der Bundeswehr ein“ hieß es unter anderem auf der Internetpräsenz der Bundeswehr. Aber dem kritischen Beobachter dieses verstörenden Schauspiels mit Volksfestcharakter zeigte sich hier eine erschreckende Szenerie.
Kinder in schusssicheren Westen oder mit Tarnschminke im Kindsgesicht klettern auf Kriegsgerät. Die Banalität des Bösen in der gedankenlosen Verharmlosung der Mordmaschinerie einer Armee beinhaltet scheinbar auch vielfache Kindeswohlgefährdung.
Die Leichensäcke, in denen diese Zukunft für diese Kinder ein Ende finden könnte, zeigte man den Kindern und Eltern dort aber nicht.
Unter der bedrückenden Schwere dieser Eindrücke kamen wir zur Protestkundgebung vor der Alten Feuerwache wo sich schon einige Hundert Friedensbewegte versammelt hatten und sich auch die Freie Linke Berlin/Brandenburg mit eigenem Transparent und Fahnen zusammenfand.
Ach so, bevor ich es vergesse, drei Gegendemonstranten in bekannter Kostümierung waren auch da, das soll nicht unterschlagen werden. Quasi die Gegendemo zur Gegendemo wie ein Mitstreiter scherzhaft feststellte. Man muss vermuten, dass sie, passend zu ihrer staatstreuen Ausrichtung Militarismus und Kriegstreiberei befürworten. Sich als Kanonenfutter herzugeben, steht scheinbar jedoch nicht auf ihrem Plan, diese Rolle fällt dann wohl bildungsferneren Arbeiterkindern zu. Die Aufteilung in verzichtbare und unverzichtbare Menschen, eine weltanschauliche Widerlichkeit und Ausdruck von Doppelmoral sondergleichen.
Die Kundgebung selbst bestand aus Beiträgen verschiedener Redner und musikalischen Darbietungen (wer sich hiervon selbst ein Bild machen möchte, z.B. hier https://www.youtube.com/watch?v=Z0-2Opr6qZs ) die versuchten ein klares Statement für Frieden, gegen Kriegs- und Rüstungsirrsinn zu setzen. Es wurde völlig richtig aufgezeigt, wie gefährlich das Treiben der NATO an den Grenzen Russlands ist. Ein Spiel mit Feuer aus dem ein Weltenbrand entstehen kann.
Unterbrochen wurde die Veranstaltung durch ein mehrmals über die Köpfe der Teilnehmer tieffliegendes Transportflugzeug A400M der Luftwaffe und wolkenbruchartigen Regen, der zum Schluss in Form einer ordentlichen Gewitterwolke leider auch den Veranstaltungsplatz sehr schnell leerte.
Für sich betrachtet hätte ich die Protestkundgebung wohl positiv gewertet. Mit den Eindrücken dieser militaristischen Propagandashow nebenan empfand ich sie doch recht zahnlos, weil zu isoliert und abgeschottet vom Publikum der Bundeswehr. Das Konzept des Protestes war so vermutlich, wenn auch sicher gut gemeint und auch gut organisiert, nicht sehr wirkungsvoll nach außen.
Aufgrund dieser Einschätzung versuchten einige Freie Linke eine Spontanversammlung vor der Veranstaltung der Bundeswehr bei der Polizei anzumelden. Angedacht war mit Transparent, Fahnen und Megaphon direkt vors Gelände der Bundeswehr zu ziehen und dieser militaristischen Veranstaltung mal so richtig die Meinung zu zeigen oder anders ausgedrückt, den symbolischen Stinkefinger zu zeigen.
Im Polizeigespräch erhielt dieses Anliegen aber eine Absage, angeblich hätte die Bundeswehr auf dem gesamten Areal das Hausrecht und verlange von der Polizei das Unterbinden jeder unliebsamen Meinungsäußerung die dort als Provokation angesehen werden könnte.
Nix mit freier Meinungsäußerung, die Bundeswehr mag sowas nicht. Nicht das uns Corona-Rebellen das überrascht hätte, nur ohne Transparente, Fahnen und dergleichen wären wir dort geduldet, ein Verstoß würde die Polizei zum Eingreifen zwingen oder so ähnlich. So machte das für uns natürlich absolut keinen Sinn und wir verzichteten. Meinungs- und Versammlungsfreiheit einkassiert, wenn die Meinung dem Staat nicht passt und der Grund jemandes anderen Eigentum ist. Immer wieder Staat und Eigentum, die Menschheit sollte sich davon befreien.
Aber Aufgeben ist keine Option, die nächste Demo für Frieden gegen die Kriegstreiberei kommt sicher und die Freie Linke ist dann wieder dabei im Kampf für eine menschenwürdige, gerechte und von Herrschaft befreite Gesellschaft.
Friedenstreiber aller Länder vereinigt Euch!