Ein Gastbeitrag von Dirkson.
Konkret erscheint er uns gerade in Gestalt des Lumpen-Pazifisten [1]. Sein Wortschöpfer, selbst eine der skurrilsten Gestalten neuzeitlicher Demagogie, Sascha Lobo. Dieser unappetitliche Einpeitscher geht mal wieder auf das Andere oder die Andersdenkenden los, diesmal sind die Friedenaktivisten, in seinen Augen „Lumpenpazifisten“, an der Reihe.
Nun wird man sagen: ein Spiegel-Online-Kolumnist, mehr als Hass und Hetze ist nicht zu erwarten. Der Typ ist Meinungsmacher und bereitet durch seine „Öffentlichkeitsarbeit“ die Abwertung und gesellschaftliche Ausgrenzung von Andersdenkenden vor. Das kennt man ja schon. Natürlich, im Sinne der Mächtigen, also der transatlantischen Kapitalinteressen, typisch Spiegel eben.
Nach eigenen Angaben erhält Herr Lobo den Großteil seines Einkommens aus Vorträgen, die er für Unternehmen hält, also ein Bezahlmäulchen, das auch fleißig die Feder schwingt. Auch Pharmaunternehmen gehören zu seinen Auftraggebern, und so wundert es nicht, dass er die gentherapeutische Heilsspritze, die uns von Corona erlösen sollte, völlig vernunftbefreit lobte und bewarb. Die andersdenkenden Corona-Maßnahmen-Kritiker waren dementsprechend auch Ziel seiner verächtlichen Drecksergüsse.
Aber zurück zum „Lumpen-Pazifismus“. Der Lump, welch unzeitgemäßes, aber durchaus interessantes Wort. Man fühlt sich gleich ein wenig an das Lumpen-Proletariat erinnert. Der Lump leitet sich vom „Haderlump“ ab und ist ein im süddeutschen und österreichischen Sprachgebrauch verwendetes Schimpfwort, das so viel wie Habe- oder Taugenichts bedeutet. Man fragt sich sogleich, wozu die Betreffenden hier nichts taugen sollen. Zu Pazifismus oder Krieg? Denn Pazifismus will der Lobo ja nicht, also will er den Krieg. Ursprünglich rekurriert der Lump auf die Lumpensammler [2], die seit dem Mittelalter bis hinein in die Moderne umherzogen, um abgetragene Kleidungsstücke sowie Stofffetzen – sogenannte „Hadern“ bzw. „Lumpen“ – zu sammeln, um diese dann an Papiermühlen zu verkaufen. Solche Textilreste bildeten bis ins 18. Jahrhundert den einzigen verfügbaren Rohstoff für die Herstellung von Papier in Europa.
Den Begriff des Lumpenproletariats prägte der Stammvater der kommunistischen Gesellschaftstheorie, Karl Marx. Wie Lobo ein Vertreter der schreibenden Zunft, auch wenn Lobo händisch wohl nur noch selten Papier vollkritzelt, ist es doch sehr erstaunlich, dass er wie Marx ein sehr negatives Bild von Menschen hat, die einstmals den Grundstoff lieferten, der Voraussetzung für die Entwicklung einer Kultur war, die ihnen selbst so viel besseren Unterhalt bot und bietet. Nebenbei, auch Marx und mit ihm Engels schufen ihr Lumpenproletariat schon, um Menschen, die nicht in ihr Theoriekonstrukt passten, abzuwerten und letztlich loszuwerden. Hier waren es zwar nicht unbedingt Andersdenkende, aber auf jeden Fall das Andere, was sich nicht in ihre bürgerlich geprägten Moralvorstellungen integrieren ließ [3].
Hat der Lobo hier etwa beim Marx abgeschaut? Interessanterweise ist es gut möglich, dass Marx käufliche Schreiberlinge wie einen Herrn Lobo sogar seinem Lumpenproletariat zugerechnet hätte, zählte Marx doch neben vielen anderen Erscheinungen auch Neureiche und Journalisten wegen ihrer Bestechlichkeit diesem zu [4].
Bei dem Übelkeit erregenden, weil Iro wie Sakko tragenden Lobo (diese stilistische Mixtur ist vermutlich seine eigene Marketingkreation) ist es jetzt der „Lumpen-Pazifismus“. Die Pazifisten kommen bei ihm allgemein nicht gut weg, aber er unterscheidet noch zwischen den aufgeklärten realistischen Pazifisten, das sind diejenigen, die Putin als Ausgeburt des Bösen anerkennen, und eben jenen Lumpen. Ich will mich bei der Wiederholung seiner Absonderungen nicht unnötig beschmutzen, aber wer Waffenlieferungen in Kriegsgebiete – die zwangsläufig das Sterben, die Not und Zerstörungen dort verlängern und ausweiten – und insbesondere in das Kriegsgebiet Ukraine für keine friedensfördernde Maßnahme hält, ist bei ihm ein Lumpenpazifist. Der Kerl ist ein Propagandist reinsten Wassers, für ihn gibt es nur eine Seite, die „der Guten“ und das ist natürlich die, auf der er steht. Das sind der sogenannte Wertewesten, die Nato und das, was er für demokratisch hält.
Für demokratisch hält er natürlich auch die Ukraine, ein Land, seit acht Jahren im Bürgerkrieg nach einem nationalistischen Putsch, mit pogromartigen Massakern wie dem in Odessa [5], mit Nazi-Bataillonen in der Armee und rassistischen Gesetzen [6], die an die Nürnberger Rassen-Gesetze erinnern. Ach so, völlig bankrott und korrupt, trotz enormer finanzieller Unterstützung aus dem Westen oder vielleicht auch genau deswegen, ist die Ukraine auch. Man rettet dort keine Demokratie, denn diese gab es dort nie.
Wie man schon 2019 bei Maybrit Illner von ihm hören konnte, ist Meinungsfreiheit Lobos Ansicht nach nichts, was jedem Menschen zustehen sollte: „Ich glaube, dass wir eine bestimmte Form von Regulierung der Meinung brauchen“ [7].
Er ist ein Kriegs-„Loboist“ [8], er preist sich ja selbst als PR-Marke an, jetzt eben eine für Krieg und Rüstung, wie zuvor für den Corona-Zirkus oder wonach auch immer der Mainstream verlangt(e). Man müsste ihn, den Kriegs-„Loboisten“, mal fragen, ob er auch schon für Rüstungsunternehmen Vorträge hält? Aber in Zeiten wie diesen gibt es derer viele, man schaue sich nur die kriegslüsternen Grünen an, die ja auch den Weg jeder naturbelassenen Banane nahmen. Erst Grün, dann Gelb und nun schon im Verrottungsstadium bei Schwarz-Braun [9].
Der Lobo hat aus dem Lumpen einen Kampfbegriff gegen den Frieden machen wollen, aber damit hat er sich verrechnet – nein, er hat ihn für uns gemacht, allerdings werden wir ihn für den Frieden einsetzen. Denn wenn ich auch bisher kein Pazifist war, jetzt – in Zeiten des drohenden dritten Weltkrieges – bin ich einer und zwar ein aufrechter Lumpen-Pazifist. Und ich rufe:
Lumpen aller Länder vereinigt euch! Frieden schaffen ohne Waffen!
Anders als bei Marx und vielen anderen Autoritären finden sich bei Anarchisten wie Michail Bakunin und Erich Mühsam, aber auch in der postkolonialen Theorie Fanons Gedanken, die das Lumpenproletariat positiv interpretieren. Einer der Gründe für die politische Irrelevanz der Linken heute liegt meiner Meinung nach in dem Rückzug aus der lebensweltlichen Wahrnehmung der meisten Menschen, man kann es auch einen Verrat an der Arbeiterklasse nennen. Viele Linke konnten es sich oft, auch durch den Zugriff auf öffentliche Gelder, ganz nett einrichten, da wollte man das missliebige Volk nicht mehr. Nun, die Teile des Volkes, die die marxistische Traditionslinie dem Lumpenproletariat zurechnete, wollte diese nie.
Verschiedenste Widerstandsformen können zu einer Kraft revolutionären Umbruchs werden. Der Lumpen-Pazifismus kann eine solche Kraft sein, wir werden uns ein differenziertes Bild der Entwicklung zum Ukraine-Konflikt machen. Wir werden Informationen und Fakten zusammentragen und die Schuldigen auf allen Seiten benennen. Sascha Lobo versucht als Scharfmacher und Kriegstreiber in unserem Land zu wirken, in dem der für seine Erinnerungslücken bekannte Kanzler Scholz die Rufe seiner Bürger nach Frieden mit der wahnwitzigen Bemerkung quittiert, ein unbedingter Pazifismus „sei aus der Zeit gefallen“[10].
Nein, eine neuerliche Eskalation der atomar hochgerüsteten Blöcke ist aus der Zeit gefallen und nicht im Interesse der Menschen. Bisher unvorstellbare Rüstungsetats sind Wahnsinn. Das ist Blutgeld und wird in den Taschen der typischen Kriegsgewinnler landen.
Will Sacha Lobo so ein Kriegsgewinnler sein? Soll er sich doch bei den Banderisten des Asov-Bataillons freiwillig zum Einsatz an der Front melden, da bekommt er dann bestimmt ein schickes neues Hakenkreuz-Tattoo und darf seine Russophobie so richtig ausleben. Nein, eigentlich will ich das auch nicht, ich sähe ihn auch lieber im Gesundheitsbereich, sagen wir in der Altenpflege. Da fehlen sowieso und nach den Drangsalen der Corona-Maßnahmen mit der unzumutbaren einrichtungsbezogenen Impfpflicht mit einem offensichtlich unbrauchbaren „Impfstoff“ umso dringlicher tausende Fachkräfte.
Korrupte Politiker und Pseudo-Journalisten in die Produktion.
Würde man das überall machen, wäre die Menschheit auf dem Weg zum Weltfrieden schon ein gutes Stück weiter.
Schluss mit der Unterstützung jeglicher Kriegshandlung!
Wir fordern die sofortige Aufnahme von Friedensverhandlungen!
Deutschland raus aus der NATO! NATO raus aus Deutschland!
Wir brauchen kein offensives Militärbündnis! Wir wollen Frieden!
Nie wieder Krieg!
Nie wieder Faschismus!
P.S.: Außerdem einen Schandpranger für Sascha Lobo, wo jeder anständige Lump ihm irgendetwas Weiches ins Gesicht klatschen kann. Braune Bananen zum Beispiel.
Schaut auch hier gerne rein: https://t.me/FreieLinkeAnarchisten
Bildnachweis: https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/bahnriss/exhibits/show/bahnriss/bogen
Erstveröffentlicht: https://wordsmith.social/freielinkeanarchisten/der-lump-ist-zuruck
[1] https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/ukraine-krieg-der-deutsche-lumpen-pazifismus-kolumne-a-77ea2788-e80f-4a51-838f-591843da8356-amp
[2] https://berufe-dieser-welt.de/die-lumpensammler/
[3] Siehe unter anderem das lesenswerte Buch von Christopher Wimmer, http://christopherwimmer.de/tag/lumpenproletariat/
[4] http://christopherwimmer.de/2022/03/22/verkommen-oder-revolutionaer/
[5] https://www.redglobe.de/2022/05/odessa-2014-das-ungesuehnte-pogrom-inmitten-europas/
[6] https://www.voltairenet.org/article216239.html
[7] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik-maybrit-illner-regulierung-der-meinungsfreiheit-16486659.html
[8] https://taz.de/Portraet-Sascha-Lobo/!5134551/
[9] kleiner Netzfund
[10] https://www.welt.de/politik/ausland/article238481145/Ukraine-News-Scholz-wirft-Pazifisten-Zynismus-vor.html