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Die Trittbrettfahrer

    Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer nutzt die Friedensbewegung frech für die Jagd nach Abonnenten, Anhängern und Mitläufern. Wir halten freundlich aber bestimmt dagegen.

    Eine APO Analyse von Mona Aranea  –  März 2023

    t.me/s/apoduesseldorf www.aponrw.de

    Wieso erscheint in der Märzausgabe von Compact ein Interview mit Diether Dehm, obwohl dieser nach eigener Aussage Compact überhaupt kein Interview gegeben hat? Die Antwort gibt Einblicke in die Arbeitsweise eines stramm rechten Magazins, das in Anbiederung an die Friedensbewegung den US-Imperialismus verurteilt, aber Deutschlands koloniale Vergangenheit bejubelt.

    Jürgen Elsässer wusste die Nato-kritische Großdemo des Bündnis „Macht Frieden!“ am 18. Februar in München für seine Zwecke zu nutzen. Der am rechten Rand des politischen Spektrums angesiedelte Compact-Chefredakteur präsentiert sich gerne als bewegungsnah und „unterstützt“ Friedensdemos, indem er wie in München ankündigt, als geschlossener AfD-Block aufzulaufen oder wie in Berlin seine Anhänger auffordert, den Platz mit Deutschlandfahnen zu fluten. Statt die Friedensbewegung zu stärken, nutzt Jürgen Elsässer sie als seine Bühne. Teils mit Erfolg. In seiner Berichterstattung zur Friedensdemo in München am 18. Februar vermischt Compact in irreführender Weise die AfD-Demo mit 250 Teilnehmern und die „Macht Frieden“ Demo mit über 20.000 Teilnehmern, und behauptet, die Compact-Flagge „Ami Go Home“ sei auf der Kundgebung „allgegenwärtig“ gewesen. Kein Wort davon, dass die Orga des Bündnis „Macht Frieden“ den Verkauf des Magazins auf dem Platz ablehnte. In seiner Märzausgabe feiert Compact zwei Protagonisten der Münchner Demo: Ein Foto zeigt Bündniskoordinator Melchior Ibing und Redner Diether Dehm freudestrahlend über den Erfolg der Demo, die lagerübergreifend zwanzig Tausend Menschen für den Frieden mobilisierte.

    Das für die Märzausgabe angekündigte Compact-Interview mit Diether Dehm veranlasste dessen langjährige politische Verbündete Sahra Wagenknecht zu einer öffentlichen Distanzierung. Nun stellt sich heraus: Compact verwendet offenbar ohne Dehms Zustimmung ein Interview, dass dieser einer russischen Bloggerin gegeben hat. Compact vermarktet also ein Gespräch mit Diether Dehm, das in dieser Form nie stattgefunden hat. Die Kuschelattacke auf Diether Dehm ist der erneute Versuch der Vereinnahmung einer Friedensbewegung der bürgerlichen Mitte für rechtsradikale Themen und Personen. Die radikale Rechte stößt dabei in die Lücke, die andere freie Medien lassen. Die Berichterstattung über „Macht Frieden!“ auf den Nachdenkseiten, im Rubikon und bei Journalistenwatch ist wohlwollend gegenüber der Friedensbewegung, aber auffallend bewegungsfern. Bis auf Rubikon überließen die freien Medien Gespräche mit Rednern, Organisatoren oder teilnehmenden Bürgerinitiativen allein privaten Streamern. Da geht noch was.

    Oppositionspolitiker und Organisatoren von Friedensdemos müssen weiter mit Kuschelattacken lauthals auftrumpfender Agitatoren vom rechten Rand rechnen. Mancher Versuch, die unerwünschte Jagd nach Abonnenten, Zuschauern und Mitläufern zu unterbinden, verkommt selbst zur unwürdigen Hatz. Auf der Wagenknecht-Demo in Berlin jagten Antifa-Anhänger Verteiler des Compact-Magazins mit „Nazis, verpisst euch“ Rufen vom Platz. Die friedensbewegte Zivilgesellschaft kann sich, wie in München gezeigt, mehr Gelassenheit leisten gegenüber einer unhöflichen und unseriösen, aber faktisch verschwindend geringen extremen Minderheit rund um Jürgen Elsässer. Wir sind viel mehr. Wir dulden auf unseren Kundgebungen weder einen aggressiven Antifa-Block noch rechte Trittbrettfahrer auf Abonnentenjagd. Es genügt, die sich gern so bewegungsnah und freundlich gebenden parasitären Rechten höflich aber deutlich an folgende Zeile aus Diether Dehms Lied „Ami Go Home“ zu erinnern: „Was ein echter Freund ist, der weiß auch, wann man sich verpisst.“

    Dr. Mona Aranea, Soziologin, Pressesprecherin der APO Düsseldorf, 1. März 2023

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