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Eigentlich schade, dass Sahra nix verstanden hat…

    Eigentlich ist Innenpolitik kein Thema, über das ich gerne schreibe, aber nach der Bundestagswahl mache ich eine kleine Ausnahme.

    Von Anti-Spiegel – 24. Februar 2025.

    Netzfund: https://anti-spiegel.ru/2025/eigentlich-schade-dass-sahra-nix-verstanden-hat/

    Ich finde die Artikel, die deutsche Medien wie der Spiegel über Sahra Wagenknecht und den schnellen Absturz ihres BSW geschrieben haben, amüsant, denn sie alle ignorieren das Entscheidende. Ich frage mich dabei, ob die Spiegel-Redakteure so sehr in ihrer Blase gefangen sind, dass es nicht verstehen, oder ob sie es bewusst nicht erwähnen.

    Das gespaltene Land

    In Deutschland gibt es zwei Wählergruppen, die sich wiederum in Untergruppen aufteilen. Zum Einen sind da die Wähler, die ihr Leben lang die Blockparteien CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne gewählt haben, die die Bundesrepublik Deutschland in immer neuer Zusammensetzung seit dem Krieg regieren. Das hat zwar zu vielen Regierungswechseln, aber nie zu einer echten Änderung der Politik geführt. Die wohl einzige Ausnahme war Willy Brandt, der mit seiner Ostpolitik zumindest in einem Bereich die politische Richtung ein wenig geändert hat.

    Wenn diese Wähler der Mainstream-Parteien mit einer Regierung unzufrieden sind, wählen sie eben eine andere der Blockparteien, obwohl sich an der Politik danach praktisch nichts ändert.

    Die andere Wählergruppe in Deutschland sind die Menschen, die sich von den Blockparteien abgewandt haben, weil sie sich von ihnen und auch dem politischen System in Deutschland nicht mehr vertreten fühlen. Das sind laut Umfragen übrigens etwa die Hälfte der Deutschen, von denen viele einfach gar nicht mehr wählen gehen.

    Das sieht man auch am Wahlergebnis, denn fast 20 Prozent haben nicht gewählt und von denen, die gewählt haben, haben etwa 30 Prozent (wenn man die Linke dazu rechnet, sogar fast 40 Prozent) nicht für die Blockparteien gestimmt. Damit haben knapp die Hälfte der Deutschen ihre Stimme nicht den Blockparteien gegeben.

    Der Riss zwischen diesen beiden Wählergruppen ist in Deutschland sehr tief. Und er wird noch tiefer werden, weil die Blockparteien und die ihnen treu ergebenen Mainstream-Medien die Hälfte der Deutschen, die sich von den Blockparteien abgewandt haben, nach Kräften diskreditieren und beschimpfen, anstatt eine Politik zu machen, die die Menschen in Deutschland wieder einen könnte.

    Sahras große Chance

    Sahra Wagenknecht hatte alle Chancen, mit einem zweistelligen Wahlergebnis in den Bundestag zu kommen. Dass ihre Partei nicht zweistellig geworden ist, sondern sogar den Einzug in den Bundestag verpasst hat, hat eigentlich nur einen Grund: Sie hat das, was ich eben geschrieben habe, nicht verstanden.

    Viele Deutsche, die von den Blockparteien enttäuscht sind, haben ein Problem mit der AfD. Dafür gibt es Gründe. Einigen mag die Anti-Migrationsrhetorik der AfD nicht gefallen und sie sind von den Kampagnen der Medien beeinflusst, die die AfD – wenn auch zu Unrecht – als „Nazi-Partei“ verunglimpfen.

    Andere dürfte abschrecken, dass die AfD in Wirtschaftsfragen ziemlich neoliberal ist und an den sozialen Problemen in Deutschland kaum etwas ändern dürfte. Wieder andere dürfte an der AfD stören, dass sie im Wahlprogramm trotz ihres Einsatzes gegen die Russland-Sanktionen immer noch sagt, die NATO sichere den Frieden. Es gibt reichlich Positionen bei der AfD, die bei weitem nicht jedem gefallen und die viele Deutsche davor abschrecken, der Partei ihre Stimme zu geben.

    Dann kam Wagenknecht mit ihrem BSW und sie schien der Hoffnungsträger für eben diese Menschen zu sein, die von den Blockparteien nichts mehr wissen wollen, aber aus irgendeinem Grund nicht die AfD wählen wollen.

    Wagenknecht positionierte sich für eine durchaus realistische Politik in der Migrationsfrage, aber sie setzte ihren Schwerpunkt auch auf Kritik am neoliberalen Wirtschaftssystem und forderte mehr soziale Sicherheit. Hinzu kommt, dass sie der NATO kritisch gegenüber steht.

    Aber Wagenknechts schöne Worte entsprechen nicht dem, was sie tatsächlich umsetzt.

    Sahra kann sich nicht entscheiden

    Nach den Wahlen im Osten, bei denen Wagenknecht sehr erfolgreich war, hat sie auf Koalitionsverhandlungen mit eben den Blockparteien gesetzt, von denen ihre Wählerschaft so enttäuscht ist. Wagenknecht hatte nicht den Mut, das zu tun, was ihre Wähler wollen: nämlich entweder, wenn möglich, ohne den Mainstream zu regieren, oder eben konsequent in die Opposition zu gehen.

    Das Beispiel der FDP, die 2017 in die Opposition gegangen ist, weil sie sagte, es sei besser, nicht zu regieren als schlecht zu regieren, hätte Sarah zeigen können, dass die Wähler eine prinzipientreue Position gutheißen, zumal das Beispiel der FDP das auch anders herum bestätigt, denn für ihre Teilnahme an der Ampel-Koalition wurde die FDP nun mit dem Rauswurf aus dem Bundestag bestraft.

    Warum Wagenknecht im Osten in Koalitionsverhandlungen mit den Blockparteien gegangen ist, bleibt ihr Geheimnis. Fakt ist, dass das ihr großer Fehler war, denn danach haben sich die Wähler von ihrem BSW abgewandt und der schnelle Abstieg ihrer jungen Partei begann, der nun im Scheitern an der 5-Prozenthürde gipfelte.

    Aber diese Unentschlossenheit ist kennzeichnend für Wagenknecht. Sie hat Schlagzeilen gemacht, als sie mit Alice Schwarzer für Frieden in der Ukraine eingetreten ist, aber sie war inkonsequent, denn sie hat zwar einerseits durchaus thematisiert, welche Fehler der Westen in der Ukraine gemacht hat, aber sie hat andererseits Putin als „Verbrecher“ bezeichnet (ob aus Überzeugung, oder um keine schlechte Presse zu bekommen, sei dahin gestellt). Sahra Wagenknecht konnte sich nicht klar für eine klare Linie entscheiden.

    Das gleiche zeigte sich nach den Wahlen im Osten, wo sie bei den Wahlen mit ihren deutlichen Worten erfolgreich war, um anschließend doch mit den Parteien zusammenzuarbeiten, die für eine vollkommen andere Politik stehen, als ihre Wähler wollen.

    Die vertane Chance

    Das bestätigen auch die Umfragen, denn aus Stand schaffte es das BSW bis August 2024 auf neun Prozent, aber mit Beginn der Koalitionsverhandlungen im Osten begann der Absturz des BSW, der genauso rasant war, wie der vorherige Aufstieg.

    Wäre Wagenknecht damals prinzipientreu geblieben, wäre das BSW mit ziemlicher Sicherheit zweistellig in den Bundestag eingezogen, anstatt an der 5-Prozenthürde zu scheitern.

    Nun hat sie die Bundestagswahl verloren. Dass Wagenknecht jetzt darüber nachdenkt, das Wahlergebnis juristisch überprüfen zu lassen und irgendwelchen Umfragen, in denen das BSW ihrer Meinung nach zu niedrig bewertet wurde, die Schuld gibt, zeigt, dass sie offensichtlich gar nicht verstanden hat, wo das Problem liegt.

    Sahra Wagenknecht hat eine große Chance vertan, in Deutschland tatsächlich etwas zu ändern. Hätte sie klar für eine Linie gestanden, die sich in Fragen von Wirtschaft, Sozialpolitik, Außenpolitik und Migration gegen die Politik der Blockparteien stellt, und das auch nach den Wahlerfolgen im Osten durchgehalten, hätte sie ein deutlich zweistelliges Wahlergebnis einfahren können. Zusammen mit der AfD würde es im Bundestag nun eine echte Opposition geben, die etwa 30 Prozent der Sitze bekommen hätte.

    Vielleicht hätte das die Blockparteien wachgerüttelt, endlich ihre Politik zu ändern. Und sei es auch nur aus der Angst heraus, bei der nächsten Wahl keine Mehrheit mehr bekommen zu können.

    So aber ist die Chance vertan und es wird wieder eine Koalition der Blockparteien geben, die nur eine politische Linie kennen: Weiter so!

    Netzfund: https://anti-spiegel.ru/2025/eigentlich-schade-dass-sahra-nix-verstanden-hat/

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