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THE TWONKY (1953)

    Filmkritik.

    Regie: Arch Oboler

    „Security? Sure I want security, but not at your price!“

    Die Geschichte eines braven amerikanischen Bürgers (Hans Conried), der von seiner Frau ein TV-Gerät geschenkt bekommt, bevor diese für ein paar Tage zu ihrer Schwester verreist. Doch der Fernseher entwickelt ein Eigenleben (im wahrsten Sinne des Wortes!) und beginnt immer mehr, das ganze Leben seines Besitzers zu kontrollieren (ich wiederhole: im wahrsten Sinne des Wortes…

    Eine vergessene (und außerhalb der USA meines Wissens nach nie erschienene) Perle des Science-Fiction-B-Movies der 50er-Jahre! Das Fernsehen als Manipulations- und Unterdrückungsapparat ist nach wie vor ein sehr dankbares Motiv, man denke nur an John Carpenters Klassiker „They Live“ („Sie leben“, 1988). Und ähnlich wie Carpenters Meisterwerk wählt auch „The Twonky“ eine komödiantische Herangehensweise (wenn auch nicht in der selben satirischen Schärfe) und ist daher besser gealtert als andere „Trash“-Produktionen seiner Ära. Es tun sich gewisse Parallelen zur heutigen Zeit auf, mit ihren Smart Homes, Google Chrome, Alexa, Siri und wie sie alle heißen – es ist auch ein Albtraum à la „Black Mirror“, den unser Protagonist durchleben muss, nur eben weniger düster inszeniert, sondern als Komödie. Die visionäre Kraft des Filmes ist schlicht und einfach unglaublich!

    Man kann das ganze jetzt „Technologie-Phobie“ nennen („something new and diabolical“ beschreibt der Protagonist im Intro – als Erzähler – seinen Fernsehapparat), aber verglichen mit den faschistischen Riesenameisen-, Riesenspinnen- oder Riesengottesanbeterinnen-Lockdown-Fantasien, Außerirdischen-Invasionen und ähnlichem Zeugs jener Tage ist die Message hier für mich eine deutlich positivere. Und die ganzen Details des Filmes sind herrlich: wenn der Literaturprofessor ein Buch über „Liberty“ aus dem Regal nehmen möchte, ihm der Fernseher dies verweigert und ihm stattdessen ein Buch über sexuelle Ausschweifungen diverser Adelshäuser aufzwingt – nicht dass jetzt irgendwelche „Schwurbler“ auf die Idee kommen, z. B. die Medienpräsenz von Prinz Harry mit jener von Julian Assange zu vergleichen (wie gut, dass das TV heute subtiler vorgeht als der rabiate Roboter-Apparat in diesem Film).

    Das ganze Spektakel basiert auf einer literarischen Vorlage des heutzutage leider weitgehend in Vergessenheit geratenen Ehepaares Henry Kuttner und C.L. Moore, die seinerzeit zahlreiche Kurzgeschichten fürs „Weird Tales Magazine“ und ähnliche Kult-Publikationen geschrieben haben, neben auch heute noch prominenten Größen wie etwa H. P. Lovecraft. Immerhin hat der große Ray Bradbury („Fahrenheit 451“) Kuttner und Moore als wichtige Einflüsse bezeichnet – ich verspüre große Lust, mal Stories der beiden zu lesen. Einige sind übrigens mittlerweile in der Public Domain, zumindest auf englisch: Internet Archive: Digital Library of Free & Borrowable Books, Movies, Music & Wayback Machine

    Der Regisseur des Films, Arch Oboler, kommt ursprünglich vom Radio, ehe er dann zum Film gewechselt ist. Anders als Orson Welles kam er dabei nie über den B-Film-Bereich hinaus, hat aber immerhin mit dem Kolonial-Abenteuer „Bwana Devil“ (1952) den wohl ersten abendfüllenden 3D-Spielfilm der Filmgeschichte gemacht (später in den 90er-Jahren – ohne 3D – wurde die zugrundeliegende Geschichte unter dem Titel „The Ghost And The Darkness“ verfilmt, mit Val Kilmer und Michael Douglas auf Löwenjagd). Auch Bühnenautor war er, eins seiner Stücke wurde von niemand geringerem als Sidney Lumet (!) am Broadway uraufgeführt, und außerhalb von Schundfilm-Zirkeln wurde er immerhin von Francois Truffaut als Einfluss genannt (der übrigens den vorher bereits erwähnten Bradbury mal verfilmt hat, aber das fällt wohl unter cineastisches Allgemeinwissen).

    Die Darsteller-Leistungen sind durch die Bank solide. Bekannte Namen oder Gesichter findet man im Cast nicht, auch nicht aus dem B-Film-Bereich.

    Leading Man Hans Conried kommt ursprünglich vom Fernsehen und war bis in die 70er-Jahre hinein zu Gast in so ziemlich jeder TV-Serie, die es damals gab (von „I Love Lucy“ über „Maverick“ bis hin zu „Ein Käfig voller Helden“).

    Sein Co-Star William H. Lynn (von dessen Film-Charakter übrigens die Wortschöpfung „Twonky“ stammt) sollte die Premiere dieses Films leider nicht mehr erleben, hatte aber zwei Jahre davor immerhin eine Nebenrolle in einem veritablen Hollywood-Klassiker jener Tage, und zwar „My Friend Harvey“ („Mein Freund Harvey“, 1950) neben dem legendären James Stewart.

    Ich bezeichne diesen Film als absolutes Must-See, und es gibt ihn (wenn auch in fragwürdiger Bildqualität) sowohl im originalen Schwarzweiß (The Twonky (1953) : Arch Oboler : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive ) als auch coloriert (The Twonky 1953 colorized (Hans Conried) : Arch Oboler Productions : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive ) – letztere in geringfügig besserer Auflösung.

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