Von Luca Schäfer – 29. Januar 2025.
Netzfund: https://www.telepolis.de/features/Kabelsalat-in-der-Ostsee-Zwischen-Fakten-und-Fiktion-10260307.html
In der Ostsee häufen sich beschädigte Seekabel. Der Westen macht Russland verantwortlich, doch die Washington Post weist in eine andere Richtung. Eine Betrachtung.
1832 schrieb der Militärtheoretiker Carl von Clausewitz: „Das erste Opfer ist die Wahrheit“. Er meinte damit das erste Opfer des Krieges. Bis heute sind seine Gedanken aktuell.
Denn die Weisheit von damals ist heute zu einer kollektiven Wahrheit geronnen. Zu offensichtlich sind die Lügen um den Sender Gleiwitz im Zweiten Weltkrieg, die Brutkastenlüge oder das Bild vom Kormoran.
Als die Iraker vor den anrückenden US-Soldaten die Ölquellen öffneten, ging ein ölverschmierter Vogel durch die Weltpresse. Umweltsünde, Kriegsverbrechen, Diktatur, so die allgemeine Meinung. Wie sich später herausstellte, stammte das Foto von einer Umweltkatastrophe in Alaska. Aus Alaska, einem der rund 50 Bundesstaaten der USA.
Doch wer dachte, die Welt habe sich zum Besseren gewendet, in Presse und Berichterstattung seien politische Meinungen und Verstrickungen inzwischen einer einheitlichen Qualität und Recherche gewichen, wird enttäuscht.
Im Monatstakt werden in der deutschen Medienlandschaft neue Vorwürfe gegen Russland verbreitet, zuletzt: Russland (und teilweise auch China) greifen durch gezielte Sabotage Tiefseekabel in der Ostsee an. Doch was steckt dahinter?
Zwischen Nordstream und Irland: Moskau
Zu Beginn der letzten Januarwoche überschlugen sich die Meldungen erneut. Wieder wurde ein Seekabel beschädigt, diesmal zwischen Lettland und Schweden.
Betroffen war das Kabel des staatlichen lettischen Rundfunks und Fernsehens in schwedischen Gewässern auf Höhe der Insel Gotland.
Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie: Am ersten Weihnachtsfeiertag wurde das Stromkabel EastLink 2 zwischen Estland und Finnland beschädigt, der Tanker Eagle S (aus St. Petersburg und unter der Flagge der Cook-Insel) wurde festgesetzt.
Bereits im November beschädigte der chinesische Massengutfrachter Yi Peng 3 ein Datenkabel zwischen Dänemark und Schweden.
Lange vermutete man die Hintermänner der Nordstream-II-Sprengung in Moskau, obwohl man weder die Täter kannte noch überzeugende Motive für eine Beteiligung Russlands sprachen und Recherchen eher eine andere Richtung weisen.
Selbst das außenpolitisch oft gallische EU-Dorf Irland reiht sich in die lange Reihe westlicher Anschuldigungen ein – am 16. November 2024 sei ein angebliches russisches Spionageschiff aus irischen Gewässern eskortiert worden. Damit ist das Internet auf der grünen Insel vorerst sicher.
Inzwischen hat sich die Nato eingeschaltet. Das Militärbündnis schickte Fregatten, Drohnen und Patrouillenboote im Rahmen der Mission Baltic Sentry.
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