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MODE, MACHT UND PROPAGANDA

    oder

    Wie ein Militärpullover Europa den Krieg brachte

    Von Peter K. Panem – 11.03.2025.

    „Kleidung hat eine kraftvolle visuelle Sprache, besonders in einem Krieg. Jedes Outfit vermittelt eine Botschaft – Stärke, Solidarität, Dringlichkeit. Ein Anzug kann Diplomatie signalisieren, doch in Kriegszeiten muss die Kleidung eines Anführers die Realität des Schlachtfelds widerspiegeln, nicht die eines Sitzungssaals. Sie signalisiert den Ukrainern und der Welt, dass er nicht von dem Kampf losgelöst ist; er lebt ihn, atmet ihn, führt ihn. Wie schon gesagt, Selenskyjs Garderobe soll Distanz verschwinden lassen – sie verbindet ihn mit dem Volk und macht deutlich, dass er nicht über ihnen steht, sondern einer von ihnen ist.“ (Ukrainischen Modedesignerin Elvira Gasanova – Label Damirli, verantwortlich für die Kriegsgarderobe von Präsident Wolodymyr Selenskyj).[1]

    Das Treffen von Trump und Selenskyj am 28. Februar 2025 im Weißen Haus war großes Kino, keine Frage. Doch lief das Gespräch nicht evtl. genau so, wie es hinter den Kulissen geplant wurde? Wir, als unbeteiligte Zuschauer sehen immer nur das, was wir sehen sollen. Welche Schlüsse wir daraus ziehen, wird uns unterbewusst vorgegeben und das fängt bereits bei der Kleidung von Selenskyj an.

    Als Selenskyj, trotz US-Anweisung bei dem Gespräch einen Anzug zu tragen, im schwarzen Militärpullover mit Dreizack auf der Brust im Oval Office vor die Kameras der Weltöffentlichkeit trat war das das unverkennbare Zeichen dafür, das Krieg herrsche und alle Verhandlungen unter dieser Prämisse stattzufinden haben. Dieser Eklat und die anschließende Eskalation des Gesprächs zwischen Trump, Vance und Selenskyj ließen nur eine Schlussfolgerung zu. Der böse, bockige Junge aus Europas Osten will keinen Frieden, sondern Krieg und er ist nicht bereit, besser gesagt nicht fähig dazu, vernünftige Friedensverhandlungen unter Staatsmännern zu führen. War das Outfit von Selenskyj jetzt ein Eigentor oder doch möglicherweise darauf angelegt, die Amerikaner aus dem Spiel zu nehmen und den Ball den Europäern zuzuspielen? Nicht überraschend lautete die kurz darauf folgende Meldung aus dem Weißen Haus, man werde die Militärhilfen für die Ukraine vorerst einmal aussetzen, was die NATO-Staaten dann auch sofort in panische Unruhe versetzte und zur Ankündigung milliardenschwerer Hilfezusagen der europäischen Mitgliedsländer für die Ukraine veranlasste.

    Laut Meldung im Time-Magazin vom 18. Januar 2025 – also bereits zehn Tage vor dem Zusammentreffen im Oval Office – plante die Biden-Regierung tatsächlich nie einen militärischen Sieg Kiews ein.[2] Eric Green, Mitarbeiter im Nationalen Sicherheitsrat der Biden-Harris-Regierung äußert dort genau diese Einschätzung und sagte, dass man im Weißen Haus immer gewusst habe, dass man einmal an Russland verlorenes Territorium, trotz westlicher Hilfe, nie zurückerobern könne. Biden sei es immer nur darum gegangen, die NATO mittels der Ukraine zu stärken und Russland zu schwächen, ohne eine direkte militärische Konfrontation zu riskieren, so Green weiter. Sollte das Schauspiel im Oval Office also die öffentliche Legitimation der USA für das Fallenlassen der Ukraine bieten, denn mit so einem Kriegsherren im Militärpullover kann man ja nicht wirklich verhandeln?

    In einer Studie der Rand-Corporation aus dem Jahr 2019 – also drei Jahre vor der russischen Militäroperation –, die während der ersten Präsidentschaft Trumps vorgelegt wurde, geht es darum, die Spannungen und Konflikte mit Russland anzuheizen[3]. Dort werden gewaltfreie, kostenintensive Optionen untersucht, die die USA und ihre Verbündeten in wirtschaftlichen, politischen und militärischen Bereichen verfolgen könnten, um Russlands Wirtschaft und Streitkräfte, sowie die politische Stellung des Regimes im In- und Ausland zu belasten, bzw. zu überfordern und aus dem Gleichgewicht zu bringen.[4] Die Bereitstellung militärischer Hilfen für die Ukraine würde zwar Russlands größte Verwundbarkeit ausnutzen ohne eine direkte militärische Konfrontation der USA zu riskieren, müsste aber gleichzeitig auch die erheblichen Vorteile Russlands, aufgrund der geografischen Nähe, berücksichtigen. Weder Trump noch das Pentagon distanzierten sich damals von dieser Konfliktstrategie und heizten diesen Eskalationskurs, z. B. mit der Aufkündigung des INF-Vertrages, weiter an. Russland sollte mit schweren ökonomischen Sanktionen und diplomatischer Isolation in die Knie gezwungen werden und den US-amerikanischen Hegemonialanspruch festigen. Die EU schloss sich bereitwillig diesem Kurs an, ohne damals zu ahnen, welche Rolle sie nach einer Wiederwahl Trumps in diesem Spiel zu spielen habe. Am Ende seiner viertägigen Europareise erklärte Präsident Biden im Februar 2023 noch, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine bereits verloren habe.[5]

    Das ukrainische Design-Team bereitet jeden Auftritt des Präsidenten akribisch vor. Der schwarze Militärpullover mit dem Dreizackaufnäher wurde z. B. extra für das Treffen im Oval Office entworfen. Das Design-Team arbeitet dabei eng mit dem ukrainischen Präsidenten und seinen Beratern zusammen und entwirft nicht nur Selenskyjs Kleidung, sondern gestaltet auch nationale Symbole wie den Trysub (Dreizack) und Brigadeabzeichen, die den sogenannten ukrainischen Freiheitskampf symbolisieren sollen. Jeder Auftritt ist also bis ins Kleinste durchdacht, jedes Kleidungsstück genau darauf abgestimmt. Egal ob es die Stoffwahl, das Design, kleine Details oder die Positionierung eines Abzeichens sind, immer muss die Aussage von Führung durch Einfachheit und Stärke klar zum Ausdruck kommen. Es ist also mehr als unwahrscheinlich, dass die Kleidervorschrift aus Washington einfach nur ignoriert wurde.

    Der militäry look von Selenskyj sollte ein bewusstes und kraftvolles Zeugnis des Kampfes, der Widerstandskraft und des Leids der Menschen in der Ukraine sein und die Solidarität mit den ukrainischen Soldaten und der Bevölkerung symbolisieren.[6] Selenskyjs Garderobe sollte zeigen, dass er auch bereit ist, sich möglicherweise überzogenen amerikanischen Forderungen zu widersetzen, großes Kino eben. Dass das bei Trump und Vance, die sich mit einem anzugtragenden Selenskyj als Diplomaten und Friedensbringer inszenieren wollten, nicht gut angekommen würde, muss allen Beteiligten im Vorfeld klar gewesen sein.

    Mit der kurz darauf folgenden Ankündigung des Ausstiegs der USA aus der direkten Unterstützung der Ukraine – Macron und Starmer wurden etwas später gnädigerweise auch davon in Kenntnis gesetzt – wird mehr als deutlich, dass es hierbei in erster Linie um die Verlagerung der bestehenden, auch recht knappen militärischen Ressourcen geht. Trump war nie bereit Selenskyj die von ihm verlangten Sicherheitsgarantien zu geben, denn das hätte bedeutet, dass sich Amerika noch stärker in der Ukraine engagieren müsste. Diese Bürde lädt er auf die Schultern der EU ab. Wie der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth bereits am 12. Februar 2025 in seiner Eröffnungsrede vor der Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel sagte, muss eine Arbeitsteilung festgelegt werden, bei der die europäischen Verbündeten an vorderster Front stehen. Die Gewährleistung der europäischen Sicherheit muss für die europäischen NATO-Mitglieder oberstes Gebot sein, während sich die USA auf den Pazifikraum und die Bedrohung durch das kommunistische China konzentrieren kann. In Zukunft muss die NATO, besser gesagt muss die EU, den überwiegenden Teil der künftigen tödlichen und nicht tödlichen Hilfe für die Ukraine bereitstellen.[7] Im Spiel Anzug gegen Militärhoddie scheinen irgendwie beide Seiten gewonnen zu haben, während Europa die Kosten für die Stadionmiete zu übernehmen hat.

    Von ukrainischen extremen Nationalisten mit dem Tode bedroht, sollte er das Minsk II Abkommen umsetzen und damit die Ukraine verraten[8], sind Selenskyjs Möglichkeiten einen Frieden mit Putin – unter Beteiligung von Trump – auszuhandeln, mehr als begrenzt. Europas militärischen Hilfsangebote scheinen dem, aus dem Oval Office geworfenen armen ukrainischen Präsidenten im Militärpulli, dabei die willkommenen Rettung zu sein. Für Trump hingegen war bereits lange vor dem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten völlig klar, dass der Krieg gegen Russland in der Ukraine nicht gewonnen werden kann und dass Selenskyjs pochen auf die Durchsetzung eines Siegfriedens nicht mehr mit der Realität in Einklang zu bringen ist. Trump lässt Selenskyj deshalb beim Treffen im Weißen Haus als einen kriegslüsternen, russophoben Hasardeur dastehen, der in seinem militäry Outfit hier völlig fehl am Platze ist und endgültig die Unterstützung der USA verloren hat. Selenskyj bleibt seinem Kriegskurs treu und bekommt dazu auch noch zusätzliche Unterstützung aus der EU. Diese dreht jetzt völlig panisch an der Rüstungsschraube, plant in Eigenregie bis zu 800 Milliarden in die Aufrüstung zu stecken und damit auch die Ukraine weiter militärisch zu unterstützen. Umgesetzt werden soll dieses wahnwitzige Vorhaben durch die Lockerung der Schuldenregeln der Mitgliedsstaaten, durch die Erschließung neuer Finanzquellen, durch ein EU-Kreditprogramm, welches durch den EU-Haushalt abgesichert werden soll, durch eine Lockerung der Finanzregeln der Europäischen Investitionsbank und durch die Gewinnung privater Investitionen für den Verteidigungssektor.[9]

    Selenskyj ist ein TV-Clown und mittelmäßiger Schauspieler[10], der sich dummerweise dazu bereit erklärt hat, im bösen Spiel der Supermächte den Job des Balljungen zu übernehmen. Seine Antwort auf die Frage des Journalisten Brian Glenn, warum er beim o. g. Treffen keinen Anzug trage lautete, dass er das erst dann tue, wenn der Krieg zu Ende sei. Das bestätigt die Tatsache, dass er noch immer nicht verstanden hat, dass zwischen politischen Zielen und Kommunikationslinien ein Unterschied besteht. Die, die miteinander reden sind nicht immer auch die, die die Entscheidungen im Hintergrund treffen. Und das was gesagt wird, ist nicht immer die Wahrheit. Das was vereinbart wird, wird nicht zwangsläufig gehalten und das, was oberflächlich ganz einfach erscheint, ist in Wirklichkeit viel, viel komplizierter.

    Das Treffen zwischen Selenskyj und Trump endete vor den Augen der Welt in einem, ganz offensichtlich nicht zu leugnenden, politischen Eklat, großes Kino eben. Selenskyjs Kleidungsstil spielte dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sein Outfit ist schon seit langem zu einem Symbol des ukrainischen Freiheitskampfes geworden. Nicht umsonst lehnt sich das Kleidungsdesign an klassische Vorbilder von wahren Freiheitskämpfern wie Che Guevara oder Fidel Castro an. Meist trägt Selenskyj dunkelgrüne oder schwarze Pullover, T-Shirts oder Hoodies die immer direkt eine Verbindung zum Militär ausdrücken, unterstützt durch Aufnäher z. B. mit dem ukrainischen Wappen, Insignien der Streitkräfte oder Brigade-Emblemen. Dazu trägt er taktische Militärhosen und Schuhe. Beides symbolisiert eine permanente Einsatzbereitschaft an der Front oder im Schützengraben, auch wenn Selenskyj dort nie zu finden sein wird. Gasanovas Design-Team passt das Outfit des ukrainischen Präsidenten immer genau der jeweiligen Situation an, je nachdem ob er mit Soldaten spricht, durch zerbombte Schlachtfelder geht oder sich mit anderen Diplomaten trifft. Die Kleidung muss sowohl zum Mann als auch zum Moment passen.[11] Sein Militäry-Look wird inzwischen sogar von Staatsoberhäuptern, Aktivisten und auch von gewöhnlichen Menschen – auch Amerikanern – nachgeahmt und kann als Selenskyj-Look von Damirli auf der ganzen Welt bestellt werden.[12] Mit einem T-Shirt im Selenskyj-Look zum Sterben an die Ostfront – Solidarität mit der Ukraine um jeden Preis.


    [1] https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_100619630/kein-anzug-selenskyjs-outfit-wurde-extra-fuer-trump-besuch-gewaehlt-.html

    [2] https://www.telepolis.de/features/Wurde-die-Ukraine-von-Biden-in-die-Falle-gelockt-10301316.html

    [3] https://www.rand.org/pubs/research_briefs/RB10014.html

    [4] https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR3063.html

    [5] https://www.cbsnews.com/news/joe-biden-helsinki-european-trip-vladimir-putin-war-in-ukraine/

    [6] https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_100619630/kein-anzug-selenskyjs-outfit-wurde-extra-fuer-trump-besuch-gewaehlt-.html

    [7] https://tkp.at/2025/03/07/eu-bereitet-sich-auf-weltkrieg-iii-vor-ein-vergleich-zu-1914/

    [8] https://incident.obozrevatel.com/crime/dmitrij-yarosh-esli-zelenskij-predast-ukrainu-poteryaet-ne-dolzhnost-a-zhizn.htm

    [9] https://www.puls24.at/news/politik/800-milliarden-paket-woher-das-geld-zur-aufruestung-europas-kommen-soll/392132

    [10] https://de.wikipedia.org/wiki/Diener_des_Volkes_(Fernsehserie)

    [11] https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_100619630/kein-anzug-selenskyjs-outfit-wurde-extra-fuer-trump-besuch-gewaehlt-.html

    [12] https://www.diepresse.com/19444595/nach-eklat-im-weissen-haus-verkauf-von-selenskijs-poloshirt-gestiegen

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