Von Stefan Weber – 5. September 2024.
https://www.telepolis.de/features/Warum-immer-mehr-Menschen-als-rechtsextrem-gelten-und-was-wirklich-dahinter-steckt-9857701.html (Netzfund)
Hunderttausende sollen auf einmal radikale Rechte sein? Wie politische Vorurteile das Bild verzerren. Und welche Rolle mediale und politische Akteure spielen.
Ich möchte zwei Hypothesen diskutieren:
Erste Hypothese: Es hat eine falsche Bedeutungserweiterung stattgefunden. Wer sich heute als „rechts“ versteht, gilt den Linken als nahezu oder faktisch „rechtsextrem(istisch)“.
Wer sich hingegen heute als „links“ versteht, der ist im herrschenden Diskurs ganz weit weg von „linksextrem(istisch)“. Mit einem „Linksextremen“ assoziieren wir im Vorstellungsbild des Begriffs immer noch einen Gewalttäter, einen politisch motivierten Zerstörer, einen Randalierer, einen Hausbesetzer, oft auch einen Terroristen.
„Rechtsextrem(istisch)“, das sind hingegen plötzlich mehr als 30 Prozent der Wähler in Thüringen und womöglich auch bald 30 Prozent oder mehr der Wähler in ganz Österreich, also Millionen von Menschen. Aber diese sind fast nie Gewalttäter oder Terroristen.
Mich interessiert, wie es zu dieser Begriffsverschiebung kam: Warum ist der Begriff „linksextrem(istisch)“ weiterhin chaotisch-randalierenden Gewalttätern vorbehalten, während „rechtsextrem(istisch)“ auch hunderttausende ‚normale‘ Menschen sein sollen?
Zweite Hypothese: Der Begriff „rechtsextrem(istisch)“ wird oft als Kampfvokabel der Linken eingesetzt, um eine Bewegung pauschal zu denunzieren.