Von Éva Péli – 26. März 2024.
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Es genügt nicht zu sagen, ich bin für Frieden oder ich bin gegen den Krieg. Oder ich bin für die Demokratie. Es muss ein innerseelischer Prozess sein. So sieht es Hans-Joachim Maaz. Er ist empört, entsetzt, beunruhigt darüber, was aus Deutschland fast 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geworden ist. Der Psychoanalytiker und Therapeut hat in einem Vortrag auf der Leipziger Buchmesse die Psychodynamik erklärt, wie es dazu kommt, dass Politik wieder in den Krieg führen will.
„Der Mensch ist demokratiefähig, weil er es nicht nötig hat, irgendeinen Gegner zu verfolgen, zu bekämpfen. Wenn es also im Moment darum geht, dass Kritiker, Andersdenkende oder bestimmte Parteien abgelehnt, abgewertet werden, ist das für mich ein Zeichen für das Ende demokratischer Strukturen.“ Das sagte der Psychotherapeut und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz am Samstag während der Leipziger Buchmesse 2024. Er sprach über sein neues Buch „Friedensfähigkeit und Kriegslust“ und über die aktuelle Situation.
„Denn der Demokrat würde den Konsens suchen, würde den Kontakt, das Gespräch suchen, würde auch Verhandlungen – Friedensverhandlungen – anstreben. Aber da das nicht passiert, kann man sicher sein, wir leben nicht mehr in wirklich demokratischen Verhältnissen.“
Maaz, geboren und aufgewachsen in Ostdeutschland, beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit den Fragen des psychischen Zustandes der Nation und analysiert die möglichen Gründe für die von ihm festgestellten Fehlentwicklungen. Bereits in seinem 2022 erschienenen Buch „Angst-Gesellschaft“ war er bestürzt über die politische Situation in Deutschland, die er seit über 30 Jahren als „psychodynamische Unvermeidbarkeit normopathischer Verhältnisse“ beschreibt. In seinen Werken ringt der Autor um Demokratie, Freiheit und persönliche Würde.
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