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„You’ll own nothing, and you’ll be happy…“[1]


    and you have to believe everything!

    Von Peter K. Panem – 01. Februar 2025

    Wer kennt das nicht? Mal eben die volle Festplatte aufräumen und große Datenmengen wie Bücher, Dokumente, Bilder oder Filme auf DVD oder Blue-ray brennen und dort für immer sichern. Das war früher ganz einfach, denn jeder PC, jeder Laptop hatte ein Laufwerk, mit dem das ganz einfach möglich war. Heute finden sich solche Geräte meist nur noch im Technikmuseum, denn der USB-Aushang zum Anschluss externer Geräte hat das DVD-, bzw. Blue-ray Laufwerk ersetzt. Doch jetzt werden bereits die ersten Geräte ganz ohne Anschlüsse vorgestellt (z.B. von Craob). Installiert, gespeichert und gesichert werden soll nur noch über W-Lan in der Cloud. Dem User wird die kabelfreie Zukunft als Befreiung und Entlastung verkauft. Doch was bedeutet diese Entwicklung des nichts mehr zu besitzen, nichts mehr selber archivieren zu können letztendlich für uns?

    Sony hat jetzt mitgeteilt, wie schon Oppo und Samsung bereits vor Jahren, seine Produktion von physischen Medienformaten wie Blu-ray-Discs, Mini-Discs und MD-Data- sowie Mini-DV-Kassetten einzustellen und LG zieht sich ebenfalls aus dem Markt für Blu-ray-Player zurück, einschließlich der neueren UHD-Geräte für die 4K-Wiedergabe. Verkauft werden nur noch Restbestände. Die Zukunft scheint der Cloud, den Streamingdiensten, also dem rein digitalen Vertrieb zu gehören.

    Was das für den Nutzer bedeutet, wenn Daten, Filme oder Bücher lediglich nur noch über die Cloud gespeichert werden können zeigte das Beispiel der TwinTowers ganz gut. In der Komödie Zoolander sowie in Serendipity mit John Crusack wurde das World Trade Center nach dessen Zerstörung digital aus einigen Szenen herausretuschiert, so, als ob es niemals existiert hätte. Bei Siedewalks of New York strich man die Türme lediglich aus dem offiziellen Filmposter.

    Früher speicherte man seine Playlist auf Kassette oder brannte sie auf CD, nicht von außen manipulierbar und sicher im heimischen Archiv aufbewahrt. Heute kann es schon mal vorkommen, dass aus der, nur online gespeicherten Liste, plötzlich Titel verschwunden sind, deren Text dem Streamingdienst vielleicht nicht gefallen oder dessen Interpret sich möglichweise zu regierungskritisch geäußert hat (z.B. Xavier Naidoo). Wer zufälligerweise im Antiquariat eine alte Ausgabe des Herrn der Ringe ergattert wird beim Vergleich mit einer neueren Ausgabe schnell feststellen, dass der Buchtext häufig dem vorherrschenden Narrativ angepasst wurde, laut offizieller Begründung natürlich um moderner zu sein, doch wie weit darf eine solche nachträgliche Korrektur gehen?

    Passagen und Ausdrücke in Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf werden als nicht mehr angemessen und kolonialrassistisch eingestuft und aus den dort zu lesenden „Negern“, dem „Negerkönig“ oder der „Negerprinzessin“ werden z.B. „Südseeinsulaner“. In Udo Lindenbergs Sonderzug nach Pankow darf der „Oberindianer“ nicht mehr gesungen werden, die Schweinchen Dick Zeichentrickserien wird nur noch mit Warnhinweisen ausgestrahlt und was mit Karl May passieren könnte, mag man sich erst gar nicht vorstellen.

    Bei diesen Beispielen geht es „nur“ um Unterhaltung, aber was passiert mit Büchern, die sich kritisch mit Regierungshandeln beschäftigen, wenn es sie nur noch als ePUB gibt? In den USA ist es längst gang und gäbe, unliebsame Literatur aus dem Unterrichtscurriculum zu entfernen. Onkel Toms Hütte dürften die Schüler nicht mehr lesen, da hierzu erst umfangreiches Wissen über die Geschichte der amerikanischen Sklaverei notwendig sei, heißt es. Bücher in der Stadtbibliothek Münster wurden in der ersten Seite mit dem Aufkleber: „Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.“ versehen. Wer hat diese Entscheidung getroffen und welches Gremium hat darüber demokratisch beraten?

    Suchmaschinen zeigen schon lange nicht mehr alle zur Verfügung stehenden Ergebnisse an, sondern nur noch die, die der Nutzer entweder sehen soll oder laut herrschender Doktrin sehen darf. Darüber gefragt wurde er nicht. Die Wahrheit ist nachbesserbar geworden, Orwells Wahrheitsministerium lässt grüßen. „Die Zukunft kennen wir nicht, die Gegenwart ist schon vorbei, das Einzige, was wir ändern können, ist die Vergangenheit.“

    Sind erst alle in Privatbesitz befindlichen Speichermedien wie Bücher, Filme, Festplatten, USB-Sticks oder DVDs verschwunden, lässt sich mit einem einzigen Mausklick, die in der Cloud gespeicherte „Wahrheit“ schnell und nicht mehr kontrollierbar zurechtbiegen und verdrehen. Eine nachträglicher Fälschungsbeweis wird verunmöglicht und der nachträglichen „Wirklichkeitskontrolle“ sind Tür und Tor geöffnet.

    Während in Ray Bradburys Roman Fahrenheit 451 nicht der herrschenden Ideologie entsprechende Bücher noch verbrannt werden mussten, in Orwells 1984 noch aufwendig im Ministerium für Wahrheit umgeschrieben wurde, lässt sich diese „Vergangenheitskorrektur“ im Cloudzeitalter ganz einfach per Mausklick erledigen. Alles, was dem vorherrschenden Narrativ entgegensteht, was kritisch hinterfragt und eine möglicherweise andere Sicht auf die Dinge offenbart, droht entweder verändert oder ganz entfernt zu werden. Abweichendes wird noch nicht einmal mehr diskutiert, sondern schlichtweg nur noch geleugnet. Die „neue Wahrheit“ ist Beweis genug und darf niemals hinterfragt werden. Die Wahrheit wird zum Besitz derjenigen, die die Macht der Entscheidung über deren Gültigkeit haben und die auch in der Lage sind und über die Mittel verfügen, diese nach ihren Vorstellungen zu verändern. Es sind die IT-Giganten, die multinationalen Tech-Konzerne, die Meta‘s, Google‘s, Apple‘s und Co‘s die bestimmen, was wir sehen, hören und wissen dürfen, und das beginnt bereits bei den Kleinsten in Kindergarten und Schule, Digitalisierung sei Dank. Brave New World – no thanks!


    [1] Werbevideo des WEF vom 06. Februar 2027. Verfügbar unter: https://www.facebook.com/watch/?v=10154159674886479

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