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Yoval Noah Harari

    „Wir werden Götter sein“

    Von Peter K. Panem – 02. Oktober 2024.

    Am 14. Oktober 2024 präsentiert Harari auf seiner Vortragstour im Berliner Tempodrom sein neuestes Buch »Nexus« (2024). Die Tickets für diese Veranstaltung kosten zwischen 40,- und 80,- Euro und in einem exklusiven Gespräch mit Constantin Schreiber (ARD) und Anne-Dore Krohn (rbb) wird er seine Ideen und Gedanken zu Informationsnetzwerken sowie künstlicher Intelligenz vorstellen (in Englisch). Darüber hinaus wird Axel Milberg Auszüge aus »Nexus« lesen (in Deutsch).

    In »Nexus« beschäftigt Harari sich mit der Geschichte von Informationsnetzwerken angefangen in der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz. In fast 600 Seiten beschwört der Starhistoriker den technologischen Fortschritt als Kette von Risiken und Beinahekatastrophen. „Informationsnetzwerke haben eine Welt geschaffen, zuhauf gespickt mit Falschinformationen, die sie jetzt zu zerstören drohen“, so der Autor. Deshalb plädiert Harari auch für eine massenhafte Zensur von Desinformationsnarrativen in sozialen Medien. Und wenn es um die Zukunft der KI geht wird Harari sogar zum Apokalyptiker der nicht nur die Erde, sondern das ganze Universum in Gefahr sieht, sollte niemand der künstlichen Intelligenz Einhalt gebieten. 

    Diese Thesen beruhen auf Hararis Weltsicht. Für ihn sind alle Organismen lediglich Algorithmen, die Informationen verarbeiten. Laut Harari ist der Mensch ist nichts anderes als ein datenverarbeitendes System. So ist z. B. auch sexuelles Begehren nichts weiter als verarbeitete Information. Bereits heute können Firmen mittels geeigneter Technologien die sexuellen Präferenzen von Menschen ohne weiteres anhand ihrer Augenbewegungen ermitteln.

    Und Menschen sind lediglich hackbare Tiere („hackable animal“), „übrigens die gleichen Tiere wie vor 30.000 Jahren“, manipulierbar durch KI, ohne eine Seele, einen Geist oder freien Willen. „In 10 Jahren werden Algorithmen und künstliche Intelligenz die Welt beherrschen“. Entscheidungen, wie wir arbeiten und ob wir einen Job kriegen, ob wir Reisen dürfen oder einen Kredit bekommen, all das werden uns Regierungen, Banken, Unternehmen und Universitäten mittels einer KI-Bürokratie abnehmen. Totale Überwachung wird noch in unserem Jahrhundert rund um die Uhr möglich werden und sie hört nicht beim Sichtbaren auf, sondern wird sich nach Ansicht von Harari auch auf das Fühlen und Denken erstrecken.

    Nach und nach wird sich die Macht über die Menschen auf diese fremdartigen Intelligenzen verlagern. Mittels bio- und gentechnologischer Innovationen (sprich Transhumanismus) könnte in ferner Zukunft eine neue Spezies, sogenannte Superhumans (Wesen mit gottähnliche Fähigkeiten, zu deren Entwicklung nur wenige Menschen in der Lage sind), entstehen, so Yuval Harari.

    Aber wer ist dieser Harari eigentlich?

    Prof. Yuval Noah Harari, geboren am 24. Februar 1976 in Kirjat Ata, Israel, lehrt an der Hebrew University of Jerusalem. Er tritt mit seinen universalhistorischen Thesen hervor, ist überzeugter Transhumanist, Philosoph, Sozialingenieur und gern gesehener Redner beim World Economic Forum (WEF) von Klaus Schwab.

    Harari schaffte es mit seinen Bestsellern »Eine kurze Geschichte der Menschheit« (2013), »Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen« (2017) und »21 Lektionen für das 21. Jahrhundert« (2018) immer wieder in die Sachbuchcharts obwohl seine pseudowissenschaftlichen Thesen eigentlich in die Rubrik Science Fiction gehören.

    Bekannt geworden ist Yuval Harari z. B. mit seiner Aussage zu der Frage, was wir mit so vielen überflüssigen Menschen (Harari spricht von der Klasse der Nutzlosen, Menschen ohne politische Macht und wirtschaftlichen Wert) machen sollen? Im Moment ist es die beste Lösung, sie mit Drogen und Computerspielen bei Laune zu halten („Keep them happy with drugs and computer games“), war seine Antwort. Und schon heute ziehen viele Menschen ihren Lebenssinn zu einem beachtlichen Teil aus Computerspielen und digitalen Netzwerken. Warum sollten diese also nicht zur Ersatzreligion taugen?

    Auch sind für Harari „Staaten und Nationen, genauso wie Menschenrechte, wie Gott und der Himmel, nichts anderes als Geschichten, reine Erfindungen, denen aber jegliche biologischen Realitäten fehlen. So wie Quallen und Spechte und Vogelstrauße keine Rechte haben, so hat auch der Homo sapiens (Mensch) keine Rechte. Rechte findet man lediglich in der Fiktion der Geschichten, die die Menschen erfunden und verbreitet haben“.

    Die ganze Geschichte hindurch haben Religionen ihr Angebot dem Fortschritt angepasst. Alte Weltanschauungen wurden durch neue Fantasieleistungen, die durch die Wissenschaft noch nicht abgedeckt waren, ersetzt und gipfeln im „Leben nach dem Tod“. Inzwischen träumen Wissenschaftler davon, das menschliche Gehirn nachzubauen. Transhumanisten wie Harari oder Schwab glauben, dass der Mensch dank neuer Technologien schon sehr bald die nächste Evolutionsstufe erreicht und der Homo Deus (der gottgleiche Mensch) den Homo sapiens verdrängen wird. Dies ist ihrer Ansicht nach auf drei Wegen möglich: erstens Bioengineering, zweitens Cyborgs und drittens anorganisches Leben. Religionsgleich träumen sie davon, menschliches Bewusstsein auf einen Computer zu laden um damit unsterblich zu werden. „Wenn das gelingt, werden wir Götter sein“.

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