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Angst essen Seele auf

    oder: Viele Fragen und nur wenige Antworten.

    Von Klaus Mehrbusch.

    Wenn Charles Eisenstein (Die Krönung) im Zuge der Corona-Krise von grenzenlosen kreativen Kräften spricht, die die Menschheit in Krisenzeiten vereinen, dann fordert das natürlich dazu heraus, dem vehement zu widersprechen. Das Corona-Szenario demonstrierte eben gerade nicht die Macht unseres kollektiven Willens, sondern lediglich die Macht einiger Weniger[1]. Nicht wir werden nach der Krise (Wird es überhaupt ein bestimmbares Ende geben?) die Wahl haben, von welchen Wirtschaftszweigen wir uns gerne verabschieden möchten und welchen im Zuge der Konjunkturbelebung geholfen werden soll. Diese Entscheidung treffen andere für uns. Sie entscheiden, wer Hilfen bekommt und wer nicht. Sie entscheiden, wer oder was systemrelevant ist oder nicht. Sie entscheiden, wer nicht rückzahlbare Finanzhilfen erhält. Sie entscheiden, wer sich für den Rest seines Lebens durch Kredite verschulden muss, und sie entscheiden auch, wer leer ausgeht und zusehen darf, wie er oder sie zukünftig über die Runden kommt.

    Unsere Gewohnheiten und Einstellungen pendeln zwischen vorgegebenen Zwängen und selbstgewählten Entscheidungen hin und her. Will ich mehr Freizeit haben und weniger arbeiten oder lieber mehr Geld verdienen und mir mehr leisten können? Ist es mir wichtig, eine Familie zu gründen, oder bin ich lieber unabhängig und ungebunden? Können wir den Flugverkehr nur reduzieren, wenn wir die Reisefreiheit beschränken? Und: Nutzen mehr Menschen ihr Fahrrad eigentlich nur deswegen, weil sie Angst vor einer Ansteckung in den öffentlichen Verkehrsmitteln haben? Endet diese Entscheidungsfindung letztlich in der grundsätzlichen absurden Fragestellung, ob wir das Klima retten sollen, oder ob wir lieber unsere bürgerlichen Freiheitsrechte behalten wollen? Hier wird gegeneinander abgewogen, was nicht gegeneinander abgewogen werden kann (Äpfel mit Birnen, klar oder?). Aber stehen uns die Entscheidungsmöglichkeiten wirklich offen? Wurden uns nicht bereits im Zuge der P(l)andemie Zwänge und ein Verhaltenskodex auferlegt, mit denen wir nicht einverstanden waren, denen wir uns aber auch nicht entziehen konnten?

    Womit haben wir uns vor Monaten abfinden müssen? Mit Freiheitsentzug, mit dem Wegfall der Reisefreiheit, mit der Einschränkung der Berufsfreiheit und des Versammlungsrechts, mit medizinischer Zwangsbehandlung, mit Polizeikontrollen der Bevölkerung (patrouillierend im Park), mit  dem Ausschluss aus dem öffentlichen Leben, mit Eingriffen ins Privatleben (Kontaktbeschränkungen) oder mit der Zensur und Diffamierung dessen, was die Autoritäten als Desinformation einstufen.

    Eine frei interpretierbare und verfassungsschutzrelevante „Delegitimierung des Staates“ bedroht neuerdings unsere freie Meinungsäußerung genauso wie der neu geschaffene Volksverhetzungsparagraph 130 StGB. Wie das weitergehen wird, ist unklar, doch die jüngste Vergangenheit lässt nichts Gutes erahnen. Werden die neuen Regelungen, z. B. aus dem IfSG, im Sinne einer dauerhaften Anordnung Bestand haben und bei einer erneut ausgerufenen Virus-Welle sogar noch weiter verschärft werden, oder werden sie doch von Gerichten gekippt? Werden wir in Zukunft immer mit der Angst leben müssen, jederzeit erneut eingesperrt werden zu können (Isolation/Quarantäne), plötzlich unsere sozialen Kontakte nicht mehr pflegen zu dürfen (Besuchsverbote), die dauerhafte Kontrolle unserer gesundheitlichen Ungefährlichkeit zulassen zu müssen (Impfpflicht, Immunitätsnachweis, Tracking-App), unser tägliches Leben nur unter Auflagen weiterleben zu dürfen (Einkaufen, Theater, Job, Reisen, etc.) oder für jede geäußerte kritische Meinung strafrechtlich verfolgt werden zu können?

    Haben wir uns nicht bereits mit vielem abgefunden? Mit der Verfolgung individueller Bewegungsmuster per Handy-App und gesichtserkennenden Kameras im öffentlichen Raum, mit Ausgangs- und Reisebeschränkungen für Personen ohne Grünen Impfpass oder gültigen Impfstatus, damit, dass öffentliche Einrichtungen nur noch mittels digitaler Legitimation betreten werden dürfen, und mit Berufsverboten für Menschen in bestimmten Tätigkeitsbereichen (Krankenhäusern, Alteneinrichtungen, Schulen und Kitas) oder aufgrund ihrer regierungskritischen Äußerungen. Wollen wir ein Sozialpunktsystem nach chinesischem Vorbild zur Bestrafung von nichtregierungstreuem Verhalten? Finden wir uns mit der Vernichtung von Klein- und Mittelbetrieben zugunsten multinationaler Konzerne ab?

    Verlautbarungen und Erklärungen von Wissenschaftlern oder Politikern okkupieren unser Denken und erheben – ausgestattet mit der Autorität der Wissenschaft, durch Belegung mit undurchsichtigen Versicherungen und der Präsentation geheimnisvoller Zahlenreihen –  den Anspruch universeller Gültigkeit. Die wirkliche Gefahr, die die jetzige Krise mit sich bringt, ist nicht nur die geforderte und von so vielen akzeptierte soziale Distanz, die Angst vor der Gefährlichkeit des Gegenübers. Es ist die Gläubigkeit der Masse, das Nichthinterfragen und Distanzieren vom eigenen gesunden Menschenverstand.

    Wir werden gerade darauf konditioniert, nicht misstrauisch zu sein und eine permanente Bedrohung zu akzeptieren. Die Angst vor Krankheit, vor Krieg, vor Blackout, vor der Vernichtung unserer Lebensgrundlage soll zum ständigen Begleiter werden, ohne dass wir die Möglichkeit hätten, uns ihrer jemals entledigen zu können. Vielleicht werden dieses Misstrauen, diese Furcht für immer bleiben oder sind bereits so tief in den Köpfen der Menschen verwurzelt, dass ein abweichendes Denken, ein anderes Handeln gar nicht mehr möglich ist. Die Grundlagen für eine erneute (Pandemie/Klima)-Krise sind bereits gelegt, und das Damoklesschwert der erneuten Aufhebung von Freiheitsrechten steht  nicht nur frisch geschärft griffbereit im Waffenschrank der Schreibtischbürokraten – es hängt bereits bedrohlich tief über unser aller Köpfen. Wenn das Soziale auf eine digitale Kopie des wirklichen Lebens reduziert wird, dann können wir auch am Mangel an sozialen Kontakten oder an fehlender Liebe zugrunde gehen. Dann verlieren wir unser Leben aus Angst davor, unser Leben zu verlieren. Wollen wir wirklich auf Dauer mit diesen Ängsten leben, oder ist es nicht unser freies Recht, uns in Gefahr zu begeben, zu entscheiden, ob wir uns dieser aussetzen wollen oder nicht?

    Uns wird vorgegaukelt, es gebe nur einen einzigen, wahren und richtigen Weg, der aus der Krise herausführt, der uns vor Leid und Tod bewahre, der wissenschaftlich belegt sei und keine Alternativen zulasse. – Müssen wir das unhinterfragt glauben, dürfen wir dies nicht bezweifeln?

    Schon jetzt spüren wir, dass viele der im Zuge der P(l)andemie eingeführten Maßnahmen nicht vorübergehen werden, sondern von Dauer sind, und dass wir das, was wir jetzt verlieren, nie wieder zurück erhalten werden. Wie hoch ist der Preis, den wir bereit sind, dafürzu bezahlen? Die Bedrohung durch ansteckende Krankheiten hat es immer gegeben und wird es immer geben. Alle Viren, egal ob Corona-, Influenza- oder  Filoviren (Ebola) mutieren, das liegt in ihrer Natur. Müssen wir nicht davon ausgehen, dass wir es in der Zukunft irgendwann mit einem Virenstamm zu tun bekommen werden, der weitaus gefährlicher, um ein vielfaches ansteckender und ungemein tödlicher sein wird, als Corona? Diese Pandemie wird dann vielleicht tatsächlich Millionen von Menschen das Leben kosten, und sie wird sich möglicherweise, trotz aller medizinischen Erfolge und Fortschritte, nicht verhindern lassen. Aber wir können versuchen, diesem Szenario vorzubeugen, indem wir aufhören, ständig unsere Immunkompetenz, z. B. durch übermäßige Hygiene, Distanzierung und Impfung gegen alles und jeden, zu schwächen.

    Bakterien, Viren, Keime sind entscheidend für die Ausbildung eines gut funktionierenden Immunsystems. Antibiotika, Impfungen oder antivirale Medikamente können bekanntlich der Körper-Ökologie mehr schaden als nutzen und die Immunität schwächen. Die Grippe und andere nicht tödliche Viruserkrankungen spielen eine wichtige Rolle für den Erhalt unserer Gesundheit. Jede Krankheit hat eine Ursache. Unser Körper lernt aus jeder überstandenen Erkrankung und geht nach der Genesung gestärkt aus ihr hervor. Er hat gelernt, diese neue, unbekannte Bedrohung zu besiegen, mitunter fällt er ihr aber auch zum Opfer, das ist leider so. Dies gilt es zu akzeptieren, die Angst davor zu verlieren und zu akzeptieren, dass Viren unverzichtbar zum Kreislauf des Lebens gehören. Der eigene Körper verfügt über kaum genutzte Selbstheilungskräfte, denen wir viel zu oft durch schnell eingenommene Medikamente die Möglichkeit rauben, uns zu heilen und aus dieser Heilung verbesserte (Abwehr-)Kräfte zu gewinnen. Ohne Viren wären wir heute vielleicht nicht hier und die Evolution wäre mit Sicherheit anders verlaufen.

    Auch der Gedanke an ein gutes Sterben (z. B. im Kreise der Liebsten, was in den vergangenen Monaten gerade nicht möglich war) existiert nicht wirklich in unserem Vorstellungshorizont. Lebenserhaltung und -verlängerung sind die höchsten Gebote unserer Gesellschaft, nicht nur aus medizinischer Sicht. Der Tod wird weggesperrt, versteckt, maskiert, geleugnet und mit einer Niederlage gleichgesetzt, die uns allen aber nicht erspart werden kann. Letztlich bedeutet ein gerettetes Leben aber nur die Vertagung eines unausweichlichen Todes!

    All unser Fortschritt, alle unsere Errungenschaften scheinen die Welt nicht verbessern zu können. Kriege werden nicht verhindert, der Hunger wird nicht besiegt, das Klima wird nicht besser und die Natur quält uns mit Katastrophen. Wir leben in einem System, das uns permanent Angst suggeriert, Angst vor Anschlägen, vor einem möglichen Blackout, vor einem Jobverlust, vor falschen Propheten und Angst vor einem zu frühem Tod. Aus Angst verbieten Eltern ihren Kindern, alleine draußen zu spielen, Schulgebäude werden von Sicherheitskräften bewacht, Fußballfans oder Konzertbesucher werden beim Betreten von Veranstaltungsorten körperlich durchsucht. Aus Angst vor Ansteckung verstecken wir unser Gesicht und desinfizieren wir mehrmals täglich unsere Hände. Ein Angstzustand, der sich chronifiziert, schwächt nachgewiesenermaßen das Immunsystem. Wir muten uns immer weniger Risiken zu und setzen uns keinen Gefahren mehr aus. – Aber fühlen wir uns dadurch wirklich sicherer? Können wir durch dieses Sicherheitsgefühl das Leben unbeschwerter genießen? Beweisen wir uns damit nicht eher genau das Gegenteil? Zeigt uns all dies nicht immer wieder, wie gefährdet wir sind, bei allem, was wir tun – ja: beim blanken Leben selbst?

    Egal, wie diese Krise ausgeht (wobei mehr als fraglich ist, ob es tatsächlich ein markierbares Ende geben oder nicht vielmehr auf eine ‚Krise‘ die nächste folgen wird) –  die einen werden sagen, es war doch alles gar nicht so schlimm, andere werden sich dafür loben und auf die Schulter klopfen, dass die umgesetzten Maßnahmen dazu beigetragen haben, das Schlimmste zu verhindern. Doch wollen wir mit dieser Lüge, die eine sich selbst erfüllende Prophezeiung ist, leben? Sind wir nicht viel eher dazu aufgerufen, unsere Gesellschaft so zu bewahren, dass wir auf sie stolz sein und in ihr ein gutes, gerechtes Leben leben können? Oder wollen wir die nun entstandene Gesellschaft, in der Andersdenkende in die Illegalität gedrängt werden, in der Diffamierung und Verfolgung von Unschuldigen zum Tagesgeschäft gehören, in der Konzerne und Oligarchen die Medien beherrschen und in der, während unzählige Menschen arbeitslos werden oder von Kurzarbeitergeld leben müssen, andere gleichzeitig an jedem Tag immer reicher werden und mehr Einfluss gewinnen?

    Das ausgesäte Virus der Angst wird unsere Seele belasten und unsere Gesundheit schädigen, es wird uns umbringen, wenn wir nicht endlich aufwachen und unsere Schockstarre beenden, kritischer gegen die Informationen werden, die uns die etablierten Medien präsentieren, und uns wehren gegen die, die uns unsere Freiheiten nehmen bzw. genommen haben. Hier und heute ist unser Platz auf der Straße, im Widerstand gegen Zensur, gegen Kriegstreiberei, gegen eine verlogene, korrupte Regierung, gegen Lügen und Entmündigung und gegen die Angst vor einem unsichtbaren Virus.

    Wir sind uns unserer Angst bewusst, doch sie schreckt uns nicht mehr, denn wir haben sie gebändigt und deshalb werden wir siegen, siegen, weil wir tiefgründiger sind![2]


    [1] Eisenstein, Charles (2022): Die Krönung, München.

    [2] Konspirationistisches Manifest (2022).

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