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»Minen sollen nicht töten, sondern verletzen«

    Ein Interview von Roberto De Lapuente mit dem Kriegschirurgen Flavio Del Ponte – 27. November 2024.

    Netzfund: https://overton-magazin.de/dialog/minen-sollen-nicht-toeten-sondern-verletzen/

    Die Vereinigten Staaten haben der Ukraine Antipersonenminen versprochen. Die meisten Länder dieser Erde haben sie geächtet – dennoch schweigen sie jetzt.

    Wie fühlt sich das für jemanden an, der ärztliche Erfahrung mit Opfern von Antipersonenminen machte?

    De Lapuente: Herr Del Ponte, Sie sind Kriegschirurg und haben sich viele Jahre gegen Landminen engagiert – wie viele andere Menschen auch. Besonders prominent war Lady Diana, die sich dagegen starkmachte. Ihr Engagement hatte Erfolg, viele Länder ächteten den Einsatz von Landminen. Nun werden die Amerikaner die Ukraine mit Landminen beliefern. Und es gibt keinen Aufschrei der Länder, die Landminen verboten haben. Empfinden Sie das als Ohrfeige?

    Del Ponte: Es tut weh. Es war schon schlimm, dass die USA, Russland, China und Indien das Ottawa-Abkommen gegen den Einsatz von Antipersonenminen Ende der Neunzigerjahre nicht ratifizierten. Dass die Länder, die sie ächteten, jetzt aber still bleiben und nicht intervenieren, ist die wirkliche Ohrfeige. Es ist einfach im Frieden gegen Minen zu sein – wenn es darauf ankommt, sollte man aber aufstehen. Ich erwarte unverzüglich eine Reaktion, ja besser noch Aktion seitens der beiden Friedensnobelpreisträgern von 1997: Die International Campaign to Ban Landmines (ICBL) und Handicap International.

    »Kinder nehmen Minen oft als Spielzeug wahr«

    De Lapuente: Sie haben viele Menschen operiert und behandelt, die auf eine Landmine getreten sind: Welche Art Verletzungen entstehen bei so einem Unglück?

    Del Ponte: Wenn es nicht der Tod ist – er tritt bei einer Minendetonation seltener ein, als man vielleicht denkt –, verursachen solche Explosionen schlimmste Verletzungen. Bei Erwachsenen meist an den Beinen. Oft sind dann Amputationen notwendig. Bei Kindern findet man Läsionen eher im Brustbereich, den Armen, im Gesicht und den Augen. Sie nehmen Minen oft als Spielzeug wahr und daher fassen sie sie mit der Hand an.

    De Lapuente: Wir groß sind denn die Chancen, eine Landminenexplosion zu überleben?

    Del Ponte: Ganz klar kann ich das nicht sagen – mangels Statistik. Aber es dürfte wohl so sein, dass die meisten einen solchen Vorfall überleben. Meine Erfahrung lehrt mich das auch. Die Verletzten sind dann allerdings für ihr Leben gezeichnet. Amputierte Patienten brauchen lebenslänglich eine medizinische Versorgung. So gut wie alle benötigen eine Begleitung, die auch die psychologische Betreuung beinhaltet.

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