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Redeverbot für die Geschichte

    20.02.2022: Bebelplatz: Berliner Polizei bringt einen Juden zum Schweigen.

    Von Julia Westheimer und Corinna Laude.

    Der Bebelplatz ist ein Ort der Erinnerung.

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    Der Ort, an dem am 10. Mai 1933 die Nationalsozialisten (insbesondere die faschistische Studentenschaft) Bücher ‚undeutschen Geistes‘ verbrannten.

    Während der Kulturveranstaltung „Kinder der Zukunft! Was lehrt uns die Geschichte?“ am 20.02.2022 unterbrach – und verbot – die deutsche Polizei die Grußbotschaft eines britischen Juden an die Veranstalterinnen und Teilnehmer der Veranstaltung.

    Die Grußbotschaft, die im Originalton mit deutscher Übersetzung vorgespielt wurde, sendete der Brite Andrew Barr, nach seiner Aussage Historiker für die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens und Mitglied  einer Ende 2021 gegründeten britischen Gruppe namens „Jews for Justice“.

    Mit größter Sorge betrachte die Gruppe die Entwicklung der Corona-Politik weltweit. Denn, so Andrew Barr, diese Entwicklung habe in den Mitgliedern der Gruppe die kollektive Erinnerung an die Geschichte Nazi-Deutschlands geweckt.

    Einleitend machte er deutlich, dass der Holocaust und die menschenverachtenden Corona-Maßnahmen keineswegs parallelisiert werden könnten. Doch, so Barr, in Nazi-Deutschland habe die Judenvernichtung nicht mit dem Holocaust begonnen.

    Eine ganze Folge von Ereignissen habe über Jahre hinweg schrittweise eine Gesellschaftsschicht von den Bürgerrechten und aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen. Damals sei das unter dem Deckmantel eines Notstands, unter dem Deckmantel einer Virenbekämpfung erfolgt.

    Ähnliche Ausschluss-Erfahrungen machten nun die Ungeimpfte hierzulande in der „Corona-Virus-Panik“.

    Auch Parallelen zum Verhalten der Leitmedien in den ersten Nazi-Jahren und den ersten beiden Jahren der Corona-Krise bereiten Andrew Barr Sorgen: Wurden einst die Juden als Gesundheitsgefährder von den Medien verunglimpft, seien es jetzt die Ungeimpften.

    Und diejenigen, die gegen diese diskriminierende Corona-Politik protestierten, würden von den Medien ebenfalls verleumdet, indem sie als Nazis und Antisemiten verteufelt würden. Dabei seien es doch gerade sie, die die Erinnerung an den Holocaust wachhielten und sich der nicht abzuschließenden Aufgabe, aus der Geschichte zu lernen, bewusst seien. Die Massenmedien versuchten, diese Proteste zum Schweigen zu bringen.

    Andrew Barr von den neu gegründeten „Jews for Justice“ wurde hier persönlich und sprach erneut von „us“, von unserem Protest.

    Und genau an dieser Stelle unterbrach die Berliner Polizei seine Grußbotschaft. Trotz der Bemühungen der Organisatorinnen wurde ihr weiteres Abspielen mit folgender Begründung endgültig untersagt:

    Das sei ein „Vergleich zum Holocaust“ (Video 2, ab Minute 4:24). Passanten, darunter Touristen, könnten diese Worte für eine Verharmlosung des Holocaust halten.

    Die Polizei hat also jenen einzigen Satz in Andrew Barrs Grußbotschaft gar nicht mehr gehört, der – vielleicht entgegen seiner ansonsten meist differenziert jede geschichtsverleugnende Parallelisierung verweigernden Rede – am Ende den Holocaust doch einmal mit dem aktuellen Geschehen zusammenbringt. Freilich als Lehre, die wir aus der Geschichte zu lernen haben, welche sich nie wiederholen dürfe: „We may already be reliving the experience of Nazi Germany, we can yet avoid reliving the Holocaust“. („Vielleicht erleben wir jetzt bereits wieder die Erfahrung Nazi-Deutschlands, doch wir können immer noch vermeiden, den Holocaust wieder zu erleben“.)

    Am Ende seiner Ansprache, die nicht mehr öffentlich ertönen durfte, sagt Andrew Barr:

    „We must speak out! […] No one can tell us, we are not allowed to shout out loud about it!“ („Wir müssen unsere Stimme erheben! Niemand kann uns verbieten, lautstark davor zu warnen!“)

    Genau daran aber hat die deutsche Polizei am 20.02.2022, auf dem Platz der Bücherverbrennung durch die Nazis, Andrew Barr mit ihrem Einschreiten gehindert!

    Lehren aus dieser Geschichte

    Wir erleben zur Zeit eine absichtsvolle Pervertierung des Gedenkens an den Nationalsozialismus.

    Es wird von einer politischen Kaste heuchlerisch instrumentalisiert, um Feindbilder aufzubauen und Andersdenkende im von oben verordneten ‚Kampf gegen Rechts‘ zu diffamieren und auszugrenzen.

    Die Auseinandersetzung mit dem Faschismus soll gefälligst zu einer historisch-musealen Angelegenheit verkommen und darf keinesfalls hier und heute im Alltag auf der Straße und anhand realer, handelnder Personen (!) geschehen.

    Und schon gar nicht darf es eine Legitimierung der kritischen Auseinandersetzung durch eben diese Opfer des Faschismus, oder ihre Angehörigen, geben.

    Damit das keiner merkt, werden ab und zu von oben (Bundeszentrale für politische Bildung u.a.) kleine, folkloristisch-antifaschistische ‚Demos‘ (z.B. „Omas gegen Rechts“) organisiert.

    Eine weitere zivilisatorische ‚rote Linie‘ ist also gefallen: Drittes Reich und Holocaust werden zu Instrumenten im Waffenarsenal des Systems.

    Wer es wie Andrew Barr wagt, Parallelen zwischen dem allmählichen Schwinden der Humanität in Nazi-Deutschland und dem allmählichen Schwinden der Humanität in Corona-Deutschland zu benennen, wird zum Schweigen gebracht, indem man ihm unterstellt, er ziehe Parallelen zum Holocaust selbst.

    Der Holocaust wird als eines der stärksten Einschüchterungsmittel der BRD des Jahres 2022 gegen die Bürger verwendet, denen Reflexion und Selbsterkenntnis angesichts der deutschen Geschichte mit diesem rhetorischen Manöver der Geschichtsverkürzung verwehrt werden.

    Und die Opfer des Nationalsozialismus, insbesondere die Opfer des Holocaust, werden missbraucht, um legitime, geschichtsbewusste und demokratische Kritik am System zu diskreditieren:

    ‚Antisemiten‘ seien Menschen, die Solches behaupten – vor allem ‚verharmlosten‘ sie den Holocaust.

    Wenn wir von ‚Widerstand‘ und ‚Freiheit‘ sprächen, würden wir uns diese Begriffe ‚geschichtsrelativierend aneignen‘ …! (Vgl. z.B. Berlin-Monitor der „mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus“ zu den Montagsspaziergängern“.

    Dieser politisch-journalistische Sprachgebrauch, nein: diese bewusste Geschichtsvernichtung, Diskursvermüllung und Zerstörung bislang gültiger Definitionen dienen ganz offensichtlich nicht mehr der rationalen Kommunikation. Sie sind ein durchdachter Angriff auf die Urteilsfähigkeit, den Verstand und die freie Meinungsbildung – sie erzeugen ein Rauschen (Rainer Mausfeld), welches nach und nach seine Empfänger für Argumente unzugänglich macht.

    Dies Rauschen ist inzwischen OHRENBETÄUBEND.

    Wir fragen alle: Was muss denn eigentlich noch passieren?

    Hier die Grußbotschaft an uns und extra für unsere Veranstaltung im Original und in Gänze: https://odysee.com/@freedomactivists:f/2022-02-20-Speech-Andrew-Barr-Jews-for-Justice:3

    Hier der Polizeieinsatz: https://odysee.com/@freedomactivists:f/2022-02-20-Bebelplatz-Andrew-Barr-Jews-for-Justice-speech-interrupted-by-Police-Berlin:0

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