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Frau Sauerbrey sieht den Westen in Gefahr?

    Eine Meinung zu einem Kommentar.

    Ein Gastbeitrag von Dirkson.

    28. Februar 2022.

    Frau Anna Sauerbrey ließ sich am 23. Februar 2022 in ihrem Kommentar in der Zeit dazu herab, das „arme“ lesende Publikum an ihrer begrifflichen Verwirrung teilhaben zu lassen (1). Der Artikel, zum Glück hinter einer Bezahlschranke versteckt, erreichte vermutlich vorwiegend die Jubelperser ihrer noch zahlungsfähigen Blase.

    Putin soll jetzt Anarchist sein? Was lernen diese Leute heute eigentlich in ihren selbstgefälligen Zirkeln der Eliteunis so? Den Zustand, den sie durch Putin wegbereitet für ihr Abendland befürchtet, ohne Ordnung – in Regellosigkeit, nennt man Anomie und nicht Anarchie. Ist diese Zurschaustellung von Unwissenheit Dummheit oder Absicht? Vermutlich letzteres, will man sich seinen Lorbeer als verlässlicher Satrap (altpersisch für „Schützer der Herrschaft“) verdienen, muss man derart Dümmliches und Falsches wohl bringen.

    Aber der Irrungen bei Frau Sauerbrey ist noch lange nicht genug. In typisch propagandistischer Manier geht die Verdrehung der Ereignisse weiter. Jetzt, erklärt sie, sei das Minsker Abkommen durch Putin aufgekündigt worden. Dieses Abkommen regelte in seinen 13 Punkten, durch welche Schritte in welchem Zeitrahmen die Konfliktsituation in der Ukraine beigelegt werden sollte. Wären all diese Punkte, wie im Minsker Abkommen vereinbart, 2015 umgesetzt worden, wäre der Bürgerkrieg Ende 2015 vorbei gewesen. Da dieser Zeitrahmen längst abgelaufen ist, darf dieses Abkommen schon seit Jahren als gescheitert angesehen werden. Ein Scheitern dieses Abkommens jetzt alleinig Putin anzulasten, ist fern jeder Realität, die Verantwortlichen in Kiew und sonst wo werden gehörigen Anteil daran gehabt haben. Überhaupt wird die Verantwortung des Westens für die Bürgerkriegssituation in der Ukraine völlig außer Acht gelassen. Wie viel Geld und andere Unterstützungen flossen in die Ukraine und an deren korrupte Administration? Nun, inzwischen sind auch direkte Waffenlieferungen aus Deutschland geplant.

    Ein Anarchist ist Putin sicher nicht, ein autoritärer Herrschertyp hingegen schon. Und ja, er und die Verantwortlichen in Russland greifen jetzt zur Gewalt und das ist zu verurteilen, aber waren es nur ihre Entscheidungen, die in diese Situation führten, oder steht das nicht vielmehr am bis hierhin vorläufigen Ende einer Entwicklung, die durch die geostrategischen Entscheidungen der Nato, also in erster Linie der USA und ihrer Bündnistreuen, durch die mittlerweile wievielte Welle der Nato-Osterweiterung herbeigeführt wurde. Welche Wege bleiben denn Russland noch, wenn man diesem ukrainischen Regime den NATO-Beitritt in Aussicht stellt, und die offen nationalistische Regierung der Ukraine in ihrer Russenfeindlichkeit ankündigt, wieder Atomwaffen besitzen zu wollen. Man möchte die USA nicht in einer ähnlichen Situation, vor der eigenen Haustür, erleben. Ach ja, das gab es ja schon mal in der Kubakrise 1962, als die Welt ganz knapp am Atomkrieg vorbeischrammte.

    Vor dem Rückzug der sowjetischen Truppen aus den Gebieten des ehemaligen Warschauer Paktes wurden seitens der Verantwortlichen der Nato-Siegermächte Zusicherungen gemacht, an die man sich später meinte, nicht mehr halten zu müssen. Mittlerweile gibt es viele Nato-Stützpunkte an den Grenzen Russlands. Wer ist hier der Aggressor und spielt mit dem Feuer, in dem er eine Atommacht bedrängt?

    Frau Sauerbrey beschert uns dann auch noch ein schönes Oxymoron – „… autoritäre[ ] Anarchie …“. So umschreibt sie die unterstellte Zielsetzung Putins. Diese sich eigentlich widersprechende Wortschöpfung besteht im ersten Teil aus dem Wort autoritär, was unbedingten Gehorsam fordernd bedeutet, und dem Wort Anarchie, was aus dem altgriechischem kommend frei von Herrschaft bedeutet. Dieser eigentlich ins Auge springende Widerspruch kümmert sie jedoch nicht, die propagandistische Absicht der Herrenmenschen war es schon immer, die beste aller idealistisch gedachten Utopien zu verunglimpfen und in ihr Gegenteil zu verkehren. Was meint denn nun Frau Sauerbrey mit dieser dreisten Unmöglichkeit? Dass Putin selbstbestimmt die Interessen Russlands über die Interessen anderer Nationen stellt und sich nicht den geostrategischen Vorstellungen der Hegemonialmacht USA und ihrer Verbündeten in der Nato unterordnet? Als treue Transatlantikerin darf sie dergleichen nicht sehen, ja kann es vielleicht nicht einmal. Ordnung, das ist für sie alleinig die Ordnung des Westens, und wer sich hier nicht an die durch den Westen definierten Regeln hält, wählt in ihren Augen das Chaos. Dabei ist es genau diese überhebliche herabschauende Art des Westens, die in der Vergangenheit schon so fatale Folgen für so viele hatte. Warum weigert sich der Westen, die berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands wahrzunehmen und – diese anerkennend – in einen gleichwertigen Dialog mit der Atommacht Russland zu treten? Nur so ließe sich vielleicht dauerhaft Frieden auf diesem Stück Welt sicherstellen.

    Wirklich sicher wird die Welt aber wohl erst, wenn genug Menschen erkennen, dass es die Staaten selbst sind, welche die größte Bedrohung für ihre Sicherheit darstellen. Diese Staatsgebilde sind Werkzeug der Oligarchen dieser Erde, geführt durch Eliten, die selbst nur selten auf den Schlachtfeldern bluten, aber verachtungswürdiges Prestige und reichen Lohn nur zu gerne einstecken. Erst diese Staatsgebilde ermöglichen die Organisierung von Gewalt in einem Ausmaß, das heute die Existenz des Menschen auf dem Planeten Erde bedroht. Ich für meinen Teil möchte diese Macht Niemandem zugestehen.

    Putin will den Westen spalten? Was hält ihn denn zusammen? Es sind die gemeinsamen Kapitalinteressen seiner Oligarchen, in deren Diensten die liebe Frau Sauerbrey so wenig gekonnt schreibt, und natürlich die der Militärmacht mit dem hegemonialem Anspruch der Oberkolonialherren aus Übersee: der USA – des schlimmsten aller pseudodemokratischen Moloche überhaupt.

    Meinen Dank gibt es für das „chaotisieren“, das ich mir vorgenommen habe, in meinen Sprachgebrauch aufzunehmen. Ich meine unbedingt, wir sollten alle viel mehr chaotisieren!

    Dann schreibt sie noch von „Tagen der Zäsur“. Völkerrechtlich ist letzteres aber schon ein paar Jahre her, als ihr wohlgeordneter Westen Jugoslawien bombardierte und das Selbstbestimmungsrecht des Kosovo gegen die zuvor als unverletzlich geltenden Grenzen eines souveränen Landes durchsetzte. Gleiches darf jetzt wohl für die nach Unabhängigkeit strebenden Regionen mit hohem russischen Bevölkerungsanteil in der Ukraine nicht gelten.

    Da habe ich auch gleich das „Ostkokaine“ (O-Ton) unserer brillierenden Außenministerin im Ohr, naja irgendwie muss man ja versuchen, in diesen düsteren Zeiten die Stimmung hochzuhalten.

    Wo waren wir? Ach ja, die Zäsur. Aber leben wir nicht alle seit Corona in einer epochalen Zäsur, dieser Virus-Plandemie, mit der man die Bevölkerungen des Westens kriegsreif terrorisiert hat? Aber jetzt, wie es scheint, erlaubt man über den Sommer eine Pause. Eine Pause von Corona? Ja. Aber doch nicht von Angst und Panikmache. Nein, dafür kommt der „chaotisierende“ Putin gerade recht. Man muss ja staunen, dass ihm diese dem linken Spektrum sonst vorbehaltene Bezeichnung zuteil wurde. Nach deutscher Mainstream-Lesart müsste er ja, der sich nicht in’s Gefüge des Westens einpassen will, ein Nazi sein, so wie die anderen Abweichler, Anders- und Querdenker auch. Aber so weit hat sich Frau Sauerbrey wohl nicht getraut zu gehen, weiß sie gar um die echten Nazis vom Asow Regiment oder Prawyj Sektor in der Ukraine, denen Putin ja nun offen den Kampf angesagt hat und mit denen der Westen in den letzten Jahren unverständlicherweise so gerne paktierte. Hiernach müsste man eigentlich vermuten, dass die Destabilisierung dieser Region ein Projekt des Westens war und ist. Ist es etwa der Westen, der hier chaotisiert?

    Kommen wir zum Lieblingsprojekt der Transatlantiker, Nord-Stream 2 oder genauer dessen Verhinderung. Bündnistreue beweist sich auch für diese selbst berufene Hofschranze darin, dass die deutsche Elite schon mal die bezahlbare Energiesicherheit der deutschen Bevölkerung in Frage stellt. Nein, spalten lassen wollen sich die westlichen Eliten nicht, aber ihre eigene Bevölkerung verarmen und vielleicht auch bald ein bisschen frieren lassen, das geht schon. Der große Bruder aus Übersee wird uns sicher gerne mit seinem überteuerten und ökologisch desaströsem Fracking Gas beliefern, das Frau Sauerbrey uns, nebst noch mehr Windrädern und Solaranlagen, fürsorglich an’s Herz legt.

    Zum Schluss kommen die bitteren Pillen – „… Zumutungen aushalten …“ – schreibt Sie uns. Man darf schon auf kommende Armutsberichte gespannt sein, aber eigentlich sollte jedem klar sein: Wenn Eliten von Zumutungen schreiben, kann die Bevölkerung – und da besonders der ärmere Teil derselben – den Gürtel enger schnallen. Wie immer werden die, die keine Lobby haben, in diesem Land die Zeche zahlen. Es werden ihre Söhne und Töchter sein, die man an kommenden Fronten verheizt oder als immer militanter auftretende Polizeieinheiten auf die renitenten Teile der eigenen Bevölkerung hetzt, wie wir es unter dem Zeichen der übergriffigen “Gesundheitsfürsorge” bei Corona auch schon erleben mussten. Digitale Überwachung, digitale Identität, die Abschaffung des Bargelds und entsprechende Sanktionen bei mangelnder Konformität: dies und dergleichen mehr dürfte mit Zumutungen gemeint sein. Kurzum, gemeint ist totale Kontrolle. Dieses neue Normal ist eine Zumutung, die wir nicht akzeptieren dürfen. Der immer autoritärer auftretende Staat des Westens ist in faschistische Gefilde aufgebrochen. Jeder, der bei Impfapartheit, Zensur und Polizeigewalt noch die Augen verschließen konnte, sollte nun erkennen, wie die Kriegspropaganda neuerlich an die Ostfront führt. Die Etats für Rüstung und Militarisierung werden überall steigen, so wie es der “ich kann mich nicht erinnern”-Scholz schon ankündigt. Ich befürchte, es kommen dunkle Zeiten auf uns zu, in denen Liebe, Glück und Freiheit es noch schwerer haben werden.

    Lasst uns diese Katastrophe verhindern! Erkennt den Menschen im Anderen und habt den Mut zur Friedfertigkeit!

    Nie wieder Faschismus!

    Nie wieder Krieg!

    (1) Wladimir Putin: Der Anarchist | ZEIT ONLINE

    Seht auch hier rein: https://t.me/FreieLinkeAnarchisten

    Erstveröffentlicht: https://wordsmith.social/freielinkeanarchisten/frau-sauerbrey-sieht-den-westen-in-gefahr

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